Herausforderung an die Gesellschaft und deren Auswirkung

Schon seit einigen Jahren rückt das Thema Demografie immer mehr in den Mittelpunkt politischer und Gesellschaftlicher Diskussionen.
Herausforderung an die Gesellschaft und deren Auswirkung
Alternde Gesellschaft - eine Herausforderung

Dass sich der demografische Wandel so schnell nicht aufhalten lässt wird schnell deutlich, wenn ein Blick auf die Sterbe- und Geburtenrate geworfen wird. Bereits seit etwa 40 Jahren übersteigt die Sterberate die Geburtenrate. So lag alleine 2014 die Anzahl Lebendgeborener in Deutschland bei 714.927, während es 868.356 Sterbefälle gab. Doch das ist nicht der einzige Punkt, der zu einer alternden Gesellschaft führt. Ein weiterer Aspekt ist die steigende Lebenserwartung. Laut Berechnungen des statistischen Bundesamts haben Jungen eine derzeitige Lebenserwartung von 78 Jahren und Mädchen von 83 Jahre. Dadurch steigt der Anteil der immer älter werdenden Leute weiter an. Es wird geschätzt, dass bis zum Jahr 2060 der Anteil an unter 20-jährigen um 2-4 % zurückgehen wird und der Anteil der über 65-jährigen von derzeit ca. 20 % auf 30 % in 2030 und 34 % in 2060 ansteigen wird. Am stärksten wächst der Anteil der 80-jährigen von derzeit etwa 5 % auf 16 % (Quelle: https://www.bib.de ).

Die Folgen des demografischen Wandels schlagen sich in allen Lebensbereichen nieder. Es gibt Folgen im gesamten Wirtschaftssystem, jedoch auch für die alternde Generation selber. 

• Folgen für das Wirtschaftssystem
Eine alternde Bevölkerung bedeutet längerfristig weniger Erwerbstätige, die für die Produktion von Gütern und der Bereitstellung an Dienstleistungen zur Verfügung stehen. Daraus folgt auch ein verringertes Bruttoinlandsprodukt. Da unser Wohlstand am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf berechnet wird, bedeutet dies ein allgemeines Absenken unseres Lebensstandards.

Zudem wirkt sich ein hoher Anteil an Älteren nachteilig auf die entstehenden Kosten im Gesundheitssystem aus. Wie stark dieser Effekt in Zukunft sein wird ist jedoch abhängig vom eigenen Lebensstandard. Wer gesund lebt und auf Gesundheitsvorsorge achtet, verbringt in der Regel auch seinen Lebensabend gesund und fit. Dennoch ist bekannt, dass Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz, die vorwiegend im höheren Alter auftreten, zu einem erhöhten Pflegeaufwand führen werden. Zukünftig müssen daher verbesserte Pflegekonzepte entwickelt und angeboten werden.   

Um die Folgen auf das Wirtschaftssystem zu begrenzen hat die Politik bereits mit einigen Massnahmen reagiert:

o Heraufsetzung des Rentenalters
Um das Rentensystem zu stabilisieren, hat der Gesetzgeber das Rentenalter in den letzten Jahren angehoben. Und es gibt immer noch Stimmen, die danach rufen das Rentenalter noch weiter zu erhöhen und schrittweise auf 70 Jahre auszubauen. Doch hierzu hagelt es jede Menge Kritik. Auch wenn die Lebenserwartung steigt, so gibt es viele Berufsgruppen, wie Handwerker und Krankenschwestern, die ihre Arbeit aufgrund der hohen körperlichen Belastung nicht mehr ausführen können. 

o Pflegereform
Durch das steigende Alter, steigt auch die Anzahl an Menschen, die pflegebedürftig sind. Knapp 3 Millionen Menschen erhalten derzeit Leistung aus der Pflegeversicherung. Für Personen, die nach dem 01. Januar 2017 einen Antrag auf Pflegeversicherung stellen, gilt ein neues Begutachtungsverfahren, nachdem es fünf Pflegestufen geben wird und Demenzkranke generell in Stufe 1 oder 2 eingruppiert werden. Auch wenn diese Reform nochmal einige Milliarden kosten wird, so ist dadurch eine bessere Möglichkeit der häuslichen Pflege gewährleistet.

o Ausbau der Kindertagesbetreuung
Der Ausbau einer flächendeckenden Betreuung von Kindern im Vorschulalter ist ebenfalls dem demografischen Wandel gedankt. Um jungen Eltern die Möglichkeit zu schaffen im Arbeitsmarkt zu bleiben und sich trotzdem für Kinder zu entscheiden, wurde eine gesetzliche Grundlage für den Ausbau der Kinderbetreuung geschaffen. Hiermit bekommen berufstätige und berufssuchende Eltern eine Zusicherung auf einen Betreuungsplatz. Gerade bei Alleinerziehenden, die sonst grosse Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben, ist dies eine wichtige Option.

Dies sind nur einige Punkte, doch fraglich ist, ob diese Ansätze reichen und wie sich die Veränderung bei der alternden Generation bemerkbar macht. 

Folgen für den eigenen Lebensabend
Oftmals wird der Fokus beim Thema Demografie auf die finanziellen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft gelenkt. Dabei lohnt es sich, die Personengruppe in den Vordergrund zu stellen, die anteilsmässig einen grossen Anteil in unserer Gesellschaft ausmachen und ausmachen werden: Die ältere Generation selber.

Was erwartet Personen jenseits der 65 und wie sehen die Erwartungen für den eigenen Lebensabend aus? Statistisch gesehen hat jemand, der mit 65 in Rente geht noch eine Lebenserwartung von 20 Jahren. Viele Senioren verbringen ihre Zeit mit Reisen, kleinen Renovierungen am eigenen Haus oder anderen Hobbies. So lange die Gesundheit und das Finanzielle mitspielen, bedeutet das Rentnersein erstmal Freiheit. Eine immer weiter heraufgesetzte Grenze des Rentenalters, wird für einige einen Verzicht auf die erste Hälfte des eigenen Lebensabends bedeuten.

o Den Lebensabend in der gewohnten Umgebung verbringen
Eine körperliche Einschränkung bedeutet für viele auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Diese zweite Hälfte des Lebensabends, bei der auf die Hilfe anderer zurückgegriffen werden muss, ist die, um die sich meist mehr Gedanken gemacht wird. Die meisten möchten in ihrem gewohnten Umfeld bleiben und ihre Verwandten oder Bekannten um sich haben. Dies wird durch den Gesetzgeber etwas erleichtert, da durch die vorgeschriebene Pflegeversicherung das ehrenamtliche Pflegen durch Familienangehörige gefördert werden soll beziehungsweise gefördert wird. Wie im Einzelfall entschieden wird, welche Pflegestufen-Einstufung vorgenommen wird und welche Leistungen übernommen werden, entscheidet ein Gutachter vor Ort. Allerdings ist der Leistungsumfang der Pflegeversicherung begrenzt, so dass je nach Kostenaufwand noch selber Kosten übernommen werden müssen.

Ausserdem müssen die Familienangehörige auch die Zeit aufbringen können, sich um einen zu kümmern. Den Lebensabend in seinem wohlbekannten Umfeld zu verbringen ist daher für viele auch Glückssache. Gerade Senioren ohne Kinder oder Enkel müssen sich oftmals doch noch umorientieren und andere Optionen suchen, um ihren Lebensabend möglichst vorteilhaft zu verbringen. 

o Steigende Altersarmut
An dieser Stelle tritt noch ein weiterer Aspekt ins Licht, der für viele einen Schatten auf den eigenen Lebensabend wirft. – Die Altersarmut unter den Rentnern steigt immer weiter an. Derzeit liegt das Armutsrisiko bei der Altersgruppe der über 65-Jährigen bei 15,6 Prozent. Das bedeutet, dass über 15,6 Prozent weniger als 60 Prozent des Einkommens-Median hatten und nun bei ihrer Rente auf die Unterstützung von Staat angewiesen sind. Oftmals sind gerade Frauen von der steigenden Altersarmut betroffen, da sie meistens weniger verdienen als Männer und zudem auch öfter in Teilzeitpositionen beschäftigt sind.

Durch ein weiter sinkendes Rentenniveau und niedrige Zinsen, die wenig für die Altersvorsorge ansparen lassen, wird sich diese Situation verschärfen. 

Auch hier hat der Gesetzgeber versucht entgegenzuwirken. Zusätzlich zu einem längeren Erwerbsleben, hat er versucht durch einen Mindestlohn, das Einkommen und damit auch den späteren Rentenanspruch zu erhöhen. Doch es lässt sich leicht ausrechnen, dass das Monatsgehalt bei dem derzeitigen Mindestlohn von etwa 1400 Euro und einem aktuellen Rentenniveau von 48 Prozent einer Rente von etwa  670 Euro entspricht. Bei einer diskutierten Absenkung auf 43 Prozent würde die Rente sogar nur noch um die 600 Euro betragen. Um die Rente stabil zu halten, müssten laut eines Spiegel-Berichts angehende Rentner sogar bis 73 arbeiten.

o Optionen für den Lebensabend
Wird das Rentenalter tatsächlich immer weiter erhöht werden die wenigsten noch die Zeit mit grossen Reisen verbringen. Gerne wird der Zeitpunkt verdrängt, an dem die Eigenständigkeit aufhört und eine Betreuung oder Pflege notwendig wird. Doch es sollte sich schon frühzeitig über die zur Verfügung stehenden Optionen informiert werden. Wer nicht in ein Alten- oder Pflegeheim möchte kann sich nach verschiedenen Wohnformen umschauen, die das Älterwerden leichter machen.

So gibt es gemeinschaftliche Wohnprojekte, Konzepte für Wohn- und Nachbarschafts-gemeinschaften, Senioren-WGs, Mehrgenerationenhäuser oder betreutes Wohnen. Gerade die gemeinschaftlichen Wohnprojekte bergen interessante Perspektiven. In manchen Wohnprojekten wird beispielsweise Studenten eine günstige Unterbringungsalternative geboten, wenn diese im Gegenzug bei Erledigungen und Besorgungen helfen. In anderen Wohnprojekten werden die Wohnungen in einem Haus für eine Hausgemeinschaft vermietet, so dass ein Miteinander unter den Mietern stattfindet. Oft gibt es dabei auch einen gemeinsam genutzten Garten oder Innenhof. Das Gute daran: Wer rechtzeitig die geeignete Wohnform findet, kann später auch in der gewohnten Umgebung alt werden.


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