Mit Backgammon zum Strategiemeister

Ein meisterhafter Backgammon-Spieler verfolgt einen Plan und kann das Spiel deshalb auch wirklich geniessen.
Backgammon spielen bedeutet, den Kopf bei der Sache zu haben
Backgammon spielen bedeutet, den Kopf bei der Sache zu haben (Foto: Josh Pepper on Unsplash)

Schwer zu lernen ist das nicht, nur eine Sache der Aufmerksamkeit.

Man kann Backgammon spielen, wie viele Menschen viele Dinge tun – handeln mit dem unmittelbaren Ziel vor Augen, ohne Blick für die Zusammenhänge. Backgammon ist jedoch ein Strategie-Spiel und den üblichen Zusatz "langfristig" braucht's nicht bei Strategie, die ist als "längerfristiger Plan" definiert.

Üblicherweise wird Backgammon wie folgt gespielt: Irgendjemand erklärt schnell die Regeln, dann wird gespielt, irgendwie Backgammon, aber nicht so richtig. Denn keiner weiss­­­ so richtig, was er da eigentlich tut und warum er welchen Stein wohin setzt.

Wer ein Meister werden will, muss mit dem Basiswissen beginnen. Beim Backgammon sind das die Spielregeln, die 8 von 10 Hobby-Backgammon-Spieler nicht kurz und klar wiedergeben können, wenn sie überraschend danach gefragt werden. Dabei sind die Regeln weder umfassend noch kompliziert:

Zwei Spieler starten mit je 15 Steinen in folgender Startaufstellung: Die Farbe mit den zwei Steinen oben rechts (weiss) spielt links herum ins gegenüberliegende Home-Feld, die Farbe mit den zwei Steinen unten rechts (schwarz) bewegt sich im Uhrzeigersinn auf sein gegenüberliegendes Home-Feld zu.

Die Züge werden mit zwei Würfel abwechselnd ausgewürfelt. Jeder Würfel gibt die Schritte eines Spielzugs vor. Beide Spielzüge können mit einem Stein ausgeführt werden, es geht immer nur vorwärts. Ein Pasch (beide Würfel gleiche Augenzahl) verdoppelt die Spielzüge und -schritte.

Ziel eines Spielzugs kann nur ein freies Feld sein, d. h. ein leeres Feld, ein Feld mit eigenen Steinen (von denen beliebig viele auf einem Feld gesammelt werden dürfen) oder ein Feld mit einem einzelnen gegnerischen Stein.

Dieser einzelne Stein des Gegners wird durch den Zug geschlagen und in die Mitte des Bretts auf die "Bar" gesetzt. Er muss von vorn anfangen und im nächsten Zug (vor anderen Steinen) ins gegnerische Home-Feld gesetzt werden. Das geht aber nur, wenn der durch die Würfelzahl vorgegebene Platz frei ist, ansonsten verfällt der Wurf.

Nicht zum Einsetzen benötigte Würfelzahlen können mit anderen Steinen gezogen werden, wenn alle eigenen Steine von der Bar eingesetzt wurden. Alle möglichen Spielzüge müssen ausgeführt werden; kann eine Zahl nicht regelgerecht gezogen werden, verfällt sie.

Kann von 2 Zahlen nur eine gezogen werden, muss die höhere gewählt werden. Sind alle Steine im Home-Feld, kann abgetragen werden - erst von höheren Feldern, sind die geräumt oder vorgerückt, von den nächstniedrigen. Wichtiges Detail: Die Steine auf Feld 6 bis 1 können (ohne Vorrücken) direkt abgetragen werden, wenn die entsprechenden Zahlen gewürfelt wurden. Gewinner ist, wer zuerst alle 15 Steine abgetragen hat. 

Die Spielregeln haben ihren Sinn, und beim Backgammon entscheidet oft einziger falscher Zug über Gewinnen und Verlieren. Vor jedem Zug müssen eine ganze Reihe von Möglichkeiten und deren Auswirkungen durchdacht werden - für Unsicherheiten, ob ein Zug erlaubt ist oder nicht, ist deshalb kein Platz.

Deshalb sollten Sie in der Anfangszeit auch strikt nach den Regeln spielen und (vor dem eigenen Zug) die Korrektur von nicht regelkonformen Zügen verlangen. Auch wenn es dem Gegner nach den offiziellen Spielregeln freisteht, solche Züge gelten zu lassen. Denn Sie können anfangs überhaupt nicht erkennen, wie sich dieses Entgegenkommen auswirkt - und werden das auch nie lernen, wenn Sie nicht regelkonform spielen.

Auch der Einsatz des Verdopplungswürfels sollte einem Stadium vorbehalten bleiben, in dem Sie wissen was Sie tun. Diese Strategie, den Gegner "unter Stress zu setzen", setzt nämlich voraus, dass Sie die eigene Lage erkennen ...

Die intuitive Kenntnis der Spielregeln ist deshalb mindestens der halbe Weg zur Meisterschaft. Das Spiel entscheidet sich z. B. in der "Abräum"-Phase oft daran, dass alle Steine "brav", aber sinnlos nachgerückt werden, statt die Steine jeder passenden Würfelzahl sofort aus dem Spiel zu nehmen. Ebenfalls gerne vergessen wird, dass man zur Not alle 15 Steine auf einem Feld "stapeln" kann, um sie vor Rauswurf durch den Gegner zu sichern ...

Der Rest ist Praxis - üben, üben üben macht den Meister, auch den meisterhaften Backgammon-Strategen. Hierzu ist vor allem zu sagen: Nur selber denken macht schlau. Das ist zwar überall im Leben so, normalerweise werden wir aber in Entscheidungssituationen nur sehr selten mit den Informationen versorgt, die zur Entscheidungsfindung benötigt werden.

Beim Backgammon ist das anders, die offiziellen Spielregeln liegen jedem Spiel bei und stehen zur Not auch online bereit, z. B. vom Deutschen Backgammon-Verband: www.bgverband.de/das-spiel/spielregeln.

Selber denken bedeutet auch, vermeintlich gute Ratschläge kritisch zu hinterfragen. So sind Sie z. B. nicht an eine bestimmte Position des Spielfelds in Bezug auf die Aufstellung gebunden. Die oben verlinkte Aufstellung bleibt immer gleich, egal ob Sie das Brett nach rechts oder nach links drehen oder spiegeln (kopfüber drehen).

Wenn Sie ein Strategie-Meister werden wollen, sollten Sie sich nicht zu sehr an eine bestimmte Variante bzw. Spielbrettposition gewöhnen, sondern auch noch Backgammon spielen können, wenn das Brett auf dem Kopf steht.

Immer wieder ist auch zu hören, dass man schnell die zwei Steine aus dem gegnerischen Home-Feld entfernen solle, bevor sie eingekesselt würden. Das ist sinnvoll für "Backgammon-Arbeiter", die möglichst schnell Spielfelder räumen sollen. Aber nicht für Backgammon-Spieler, die lernen lieber durch Erproben sämtlicher Varianten Backgammon-Strategie.

Wenn das Home-Feld sorgfältig "vermauert" ist, kann der Rausschmiss mit diesen beiden Steinen zum echten Triumphmarsch werden ... und "Spiele analysieren" ist auch nur für die ein guter Tipp, die sich mit Analysen nicht die Freude am Spiel verderben lassen.

Lassen Sie nicht von irgendwelchen Experten erzählen, dass es besonderes Wissen, Geheim-Tipps, Kurse o. ä. bräuchte. Früher waren die Freaks der Wahrscheinlichkeitsrechnung im Vorteil, was sich heute insofern erübrigt hat, dass in dieser Beziehung Computer unschlagbar die Nase vorn haben. Beim entscheidenden Quentchen Glück aber nicht ...


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