Gehirnaktivierung durch Sinnaktivierung

Unsere fünf Sinne verschaffen uns Eindrücke von unserer Umgebung. Wie wäre es, wenn wir solchen Eindrücken unsere volle Aufmerksamkeit schenken?
Lassen Sie alle Sinneseindrücke auf sich wirken
Lassen Sie alle Sinneseindrücke auf sich wirken (Foto von Johannes Plenio von Pexels)

Vor Kurzem stand ich in unserem Garten und nahm das bezaubernde Zwitschern der Vögel wahr. Ich schloss die Augen und hörte auf einmal auch das Rauschen des Windes und das Rascheln der Blätter.

Erstaunt musste ich feststellen, dass es lange her ist, seit ich diesen wunderschönen Naturgeräuschen letztmals bewusst zugehört habe.

Oft erleben wir diese Sinneswahrnehmungen im Alltag so ganz nebenbei – sei es der Geschmack der Spaghetti, mit denen wir gerade unseren Hunger stillen, der Geruch eines Parfums, die beiläufige Berührung einer lieben Person, das Farbenspiel der Dämmerung, oder eben das Zwitschern der Vögel.

Wenn wir unsere Sinnesorgane aktivieren und Sinneseindrücke bewusst wahrnehmen, profitieren wir gleich in mehrfacher Weise. Aus den unzähligen Forschungsergebnissen in diesem Themenbereich möchte ich Ihnen zwei Befunde näherbringen.

1. Wir verbessern unseren geistigen Aufnahmeprozess und unsere Gehirnfitness, indem wir unsere Sinne sensibilisieren und aktivieren.

Wenn wir beispielsweise einen Text nicht nur im Stillen lesen, sondern dabei auch laut mitsprechen, können wir uns vom Textinhalt fast doppelt so viel merken.

Dies aus dem einfachen Grund, dass wir damit etwa eine Verdreifachung der Intensität erreichen, mit welcher die Informationen im Gehirn verarbeitet werden: Neben der visuellen Wahrnehmung aktivieren wir die sprechmotorische Aktivität sowie die auditive Wahrnehmung.

Viele Studien bestätigen solche Effekte der Erinnerungsverbesserung in Abhängigkeit der Stärke und Vielfalt der Sinnesaktivierung.

Je mehr Sinneskanäle wir bei einer Tätigkeit aktiviert haben, desto breitflächiger wird auch unser Gehirn aktiviert. Daraus resultiert eine höhere Verarbeitung und damit verbundene Abspeicherung der aufgenommenen Information.

Ganz nebenbei trainieren wir dabei unser Gehirn ganzheitlich und fördern unsere mentale Beweglichkeit und Fitness.

2. Die mentale Gesundheit und das Wohlergehen wird gefördert, wenn wir unsere Umgebung achtsam wahrnehmen und wertschätzen. Achtsames Wahrnehmen meint dabei, dass ich dem Sinnesreiz meine Beachtung und Aufmerksamkeit schenke.

Indem ich das Wahrgenommene in diesem Moment geniesse und wertschätze, führt dies einerseits zu einer gewissen Entspannung und andererseits zu mehr Dankbarkeit und Zufriedenheit.

Nun lade ich Sie zu folgender Übung ein: Schliessen Sie die Augen und konzentrieren Sie sich nacheinander jeweils ca. zwei Minuten lang auf die verschiedenen Sinneseindrücke: Welche Geräusche können Sie hören? Welchen Geschmack nehmen Sie momentan im Mund wahr? Welche Gerüche umgeben Sie? Was spüren Sie gerade mit den Füssen oder den Händen (ohne diese zu berühren)? Öffnen Sie nun die Augen. Wie gestaltet sich ihre Umgebung?

Als Erweiterung dieser sinnesaktivierenden empfiehlt sich ein Waldspaziergang. Nehmen Sie diese wohltuende Umgebung bewusst über die verschiedenen Sinneskanäle wahr.

Hören Sie dem Vogelgezwitscher und dem Rauschen der Blätter zu, bewundern Sie die farbigen Baumkronen oder betasten Sie das weiche kühle Moos und die rauen Tannzapfen.

Freuen Sie sich an diesen wunderbaren Sinneseindrücken – und Ihr Gehirn freut sich über die breitflächige Aktivierung.

Dr. Barbara Studer ist Neuropsychologin, Dozentin und Leiterin von Synapso, die Fachstelle für Lernen und Gedächtnis der Universität Bern. Sie ist Initiantin der Plattform www.hirncoach.ch, welche älteren Personen kostenlos Anregungen für die tägliche Hirnfitness liefert. Via Homepage registrierten Personen werden alle 2 Wochen Übungen und Impulse zugeschickt.


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