Wenn sich das Sehen im Alter verändert

Die häufigste Ursache für Altersblindheit ist hierzulande oftmals die altersabhängige Makuladegeneration.
Eine feuchte altersabhängige Makuladegeneration muss früh erkannt und konsequent therapiert werden.
Eine feuchte altersabhängige Makuladegeneration muss früh erkannt und konsequent therapiert werden. - Foto von Richard Štefún von Pexels

Doch kaum einer weiss, dass es bei der feuchten Form dieser Erkrankung eine Chance gibt, den Krankheitsverlauf aufzuhalten. Es gilt allerdings, die Anzeichen rechtzeitig zu erkennen und zum Augenarzt zu gehen.

Dass wir lesen und Gesichter erkennen können, verdanken wir dem sogenannten gelben Fleck (Makula) auf unserer Netzhaut. Dieser nur wenige Quadratmillimeter grosse Bereich hat es in sich, denn er beherbergt die für das scharfe Sehen zuständigen Sehzellen.

Mit zunehmendem Alter, meist jenseits des 50. Lebensjahres, können sich im Bereich der Makula Abbauprodukte dieser viel beschäftigten Zellen unter der Netzhaut ablagern. Es entstehen sogenannte Drusen, die je nach Voranschreiten der Krankheit die Sehfähigkeit mehr oder weniger beeinträchtigen: Die Mitte des Sehfeldes verschwimmt, der Betroffene sieht unscharf, verzerrt oder sogar nur noch einen dunklen Fleck. Die Diagnose lautet dann altersabhängige Makuladegeneration, kurz AMD.

Es gibt die trockene und die feuchte AMD, bei etwa zehn Prozent der Betroffenen entwickelt sich die feuchte Form aus einer trockenen. Bei der feuchten AMD kommen zu den Drusen kleine Gefässwucherungen hinzu. Das Problem: Diese Gefässe sind undicht, und die austretende Flüssigkeit schädigt die Sehzellen massiv.

Alarmsignale früh erkennen und handeln

Während die trockene AMD eher langsam, wenn auch unaufhaltsam voranschreitet, kann es bei der feuchten Form sehr schnell zu einem Verlust der Sehkraft kommen. Der Grund dafür ist die Flüssigkeit, die aus den brüchigen Gefässen austritt und die Sehzellen in dem Masse schädigt, dass sie absterben.

Was bei den ersten Alarmsignalen geschehen muss, weiss Dr. Andreas Mohr, Chefarzt der Augenklinik am St. Joseph-Stift Bremen: „Sie sollten möglichst schnell einen Augenarzt aufsuchen.“ Denn eine feuchte AMD kann medizinisch aufgehalten werden.

Dazu bekommt der Patient zunächst dreimal im Abstand von vier Wochen ein Medikament direkt in das Auge gespritzt. „Die Injektion ist ebenso sicher wie eine Insulinspritze bei Diabetikern. Und sie schmerzt auch nicht mehr, als wenn man Blut abgenommen bekommt“, versichert Dr. Mohr. Der Wirkstoff des Medikaments hemmt einen Botenstoff, der für das Wachstum der porösen Gefässe verantwortlich ist. Ist dieser gehemmt, kann die zerstörerische Flüssigkeit nicht mehr austreten. Je nachdem, wie gut der Patient auf die Behandlung anspricht, können die Intervalle zwischen den Spritzen im Verlauf grösser werden. Wichtig ist aber, dass die Therapie streng überwacht und wenn nötig angepasst wird.

Symptome einer drohenden Altersblindheit

Der Berufsverband der Augenärzte und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft beschreiben vier mögliche Symptome, die auf eine AMD hinweisen:

  1. Gerade Linien erscheinen verbogen, wie beispielsweise ein Fensterrahmen oder die Fugen im Badezimmer.
  2. Die Farben wirken blasser.
  3. Worte auf einer Schriftseite sind verschwommen, Buchstaben scheinen zu hüpfen.
  4. Das Zentrum des Gesichtsfeldes erscheint leer oder als grauer Fleck.

Bis zur Blindheit muss es bei der feuchten AMD nicht kommen. Regelmässige Kontrollen durch den Augenarzt helfen, die Krankheit früh zu erkennen und zu beobachten, wie schnell sie voranschreitet. Lässt sich der Patient allerdings nicht behandeln, zerstört die austretende Flüssigkeit immer mehr Sehzellen. Der Verlust der Sehkraft schreitet ungehindert voran, dieser Prozess lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Deshalb rät Dr. Mohr, die ersten Symptome wirklich ernst zu nehmen und aktiv zu werden. „Lieber einmal zu viel als zu wenig zum Arzt gehen“, betont der Augenspezialist.


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