24-Stunden-Pflege zu Hause als Alternative zum Seniorenheim

Aufgrund der hohen und konstant steigenden Lebenserwartung hierzulande werden immer mehr Menschen pflegebedürftig und müssen betreut werden.
Immer mehr Deutsche entscheiden sich bei der Pflege ihrer Angehörigen für eine osteuropäische Pflegekraft!
Immer mehr Deutsche entscheiden sich bei der Pflege ihrer Angehörigen für eine osteuropäische Pflegekraft! - (Bild von Tania Van den Berghen auf Pixabay)

Für die Angehörigen stellt sich dabei das Problem, wie sie ihren Liebsten einen würdigen Lebensabend bescheren können. Die meisten Töchter und Söhne sind beruflich eingespannt und finden neben Kindern und Haushalt kaum die Zeit, sich angemessen um die Eltern und Grosseltern zu kümmern. Deshalb droht in vielen Fällen der Umzug ins Altenheim.

Die wenigsten Pflegebedürftigen möchten im Pflegeheim wohnen. Sie wollen vielmehr in ihrem gewohnten Umfeld verbleiben und den Herbst ihres Lebens im Kreise der Familie und mit Freunden und Bekannten verbringen. Am besten gelingt dies mit dem Modell der 24-Stunden-Pflege. Dabei lebt eine Betreuungskraft zusammen mit ihrem Schützling für eine gewisse Zeit unter einem Dach, um sich angemessen um die pflegebedürftige Person zu kümmern.  

Was genau wird unter einer 24-Stunden-Betreuung verstanden?

Leider ist eine 24-Stunden-Pflege für Senioren mit deutschen Pflegekräften für die meisten Haushalte finanziell nicht zu stemmen. Zudem macht sich im Pflegebereich der Fachkräftemangel besonders stark bemerkbar, sodass für die häusliche Pflege immer weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen.

Deshalb ist es bei der 24-Stunden-Pflege üblich, auf osteuropäisches Personal zurückzugreifen. Diese Hilfskräfte besitzen zwar keine spezielle Ausbildung als Pflegekraft, übernehmen aber viele Arbeiten im Haushalt, leisten die Grundpflege und kümmern sich um die Freizeitgestaltung der Pflegebedürftigen. Damit entlasten sie die Angehörigen entscheidend. Ein Grossteil dieser Personen kommt aus Polen, weshalb sich für diese Art der Dienstleistung das Schlagwort “polnische Pflegekraft” eingebürgert hat.

Bis vor einiger Zeit noch war die polnische Pflegekraft schlecht beleumundet. Wurden diese Menschen doch mangels fehlender Rahmenbedingungen in Schwarzarbeit beschäftigt. Heute ist das System legalisiert. Die Frauen sind angemeldet, krankenversichert, besitzen dieselben Arbeitnehmerrechte wie deutsche Pflegekräfte und erhalten ein angemessenes Entgelt, das mindestens dem hiesigen Mindestlohn entspricht.

Wieso stammen die Pflegekräfte für das 24-Stunden-Modell vornehmlich aus Osteuropa?

In den osteuropäischen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) liegt das Lohnniveau spürbar unter dem des Verdienstes hierzulande. Zudem muss weitaus weniger für Lebenshaltung ausgegeben werden als in den westlichen Industrienationen. Als EU-Bürger besitzen osteuropäische Pflegekräfte das Recht, in allen Mitgliedstaaten zu arbeiten und benötigen kein Visum.

Im Resultat ist die Beschäftigung einer osteuropäischen Pflegekraft daher sowohl für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen als auch für die Dienstleisterin selbst von grossem Interesse. Dass die Mehrzahl der Pflegekräfte aus Polen kommt, begründet sich durch die gemeinsame Geschichte beider Länder. Vor allem aber dürfte die Präferenz dem Umstand geschuldet sein, dass viele Polinnen über mittlere bis gute deutsche Sprachkenntnisse verfügen.

Welche Vor- und Nachteile sind mit der Anstellung einer Rund-um-die-Uhr-Pflegekraft verbunden?

Das Modell der 24-Stunden-Pflege weist im Vergleich zum Pflegeheim die folgenden Vorteile auf:

  • Intensive persönliche Betreuung, da die Pflegekraft sich meist nur um einen Betreuungsbedürftigen kümmert.
  • Innerhalb weniger Tage verfügbar.
  • Entlastung der Angehörigen.
  • Pflegebedürftige verbleiben in ihrer vertrauten Umgebung.
  • Weniger Kosten.

Allerdings bringt das Modell auch einige Nachteile mit sich:

  • Keine medizinische Fachausbildung.
  • Wohnraum und Verpflegung müssen gestellt werden.
  • Je besser die Deutschkenntnisse, desto höher fällt der Lohn aus.

Welche Aufgaben übernimmt eine 24-Stunden-Pflegekraft aus Osteuropa?

Eine im Haushalt lebende polnische Pflegekraft entlastet die Angehörigen auf mehreren Ebenen, wodurch sich die Lebensqualität der Bedürftigen spürbar steigert.

Grundpflege

Darunter werden Hilfestellungen beim An- und Ausziehen verstanden sowie die Unterstützung bei der Körperhygiene und beim Toilettengang. Sie umfasst die Mund- und Zahnpflege sowie die Aufnahme von Speisen und Getränken. Auch bei Arztbesuchen und beim Kirchgang begleitet die Betreuerin ihren Schützling.

Hauswirtschaftliche Tätigkeiten

Eine polnische Pflegekraft übernimmt alle Aufgaben, die einer Haushaltshilfe zugeordnet werden. Sie kauft ein und bereitet die täglichen Mahlzeiten zu. Überdies ist sie für die Wäsche und den Hausputz verantwortlich.

Motivierende Freizeitgestaltung

Der Pflegekraft obliegt es zudem, für eine angemessene sinnvolle Beschäftigung zu sorgen, ohne die ein Lebensabend in Würde nicht vorstellbar ist. Sie begleitet ihre Schutzbefohlenen auf Spaziergängen und ins Theater sowie zum Seniorentreff, ins Kino, ins Konzert oder auf andere Veranstaltungen. Im Idealfall entwickelt sich ein vertrauliches Freundschaftsverhältnis.

Welche Aufgaben kann eine osteuropäische Pflegekraft nicht erfüllen?

Die Pflegekraft ist nicht zuständig für die medizinische Versorgung, ausser, sie hat eine entsprechende Ausbildung absolviert. Im Regelfall übernimmt der ambulante Pflegedienst die Versorgung von Wunden, den Wechsel von Kathetern, die Gabe von Spritzen und die Versorgung mit Medikamenten.

Welche legalen Anstellungsformen existieren?

Um von den Vorzügen einer polnischen Pflegekraft zu profitieren, kann zwischen drei Anstellungsverhältnissen gewählt werden.

Entsendemodell

Beim geläufigsten, günstigsten und bequemsten Modell der häuslichen Altenpflege beauftragt ein Angehöriger eine seriöse deutsche Agentur wie pflegehilfe-senioren.de mit der Vermittlung einer Pflegekraft. Die Bedienstete ist bei einem Pflegedienst in ihrem Heimatland angestellt, der gewährleistet, dass Steuern und Sozialabgaben abgeführt werden. Als Nachweis gilt die sogenannte A1-Bescheinigung, die die Hilfskraft beim Arbeitsantritt vorlegt. Die weitere Abwicklung inklusive Transport von der Heimat zum Einsatzort übernimmt die deutsche Agentur.

Die Pflegekraft verrichtet ihren Dienst innerhalb von drei bis sechs Monaten und wird danach durch eine weitere Pflegekraft ersetzt. Im Idealfall wechseln sich zwei Pflegekräfte turnusmässig ab, damit sich ein tiefes Vertrauensverhältnis zwischen Bedürftigen und Pflegerinnen entwickeln kann.

Anstellung als Arbeitgeber

In diesem Fall übernimmt ein Angehöriger die Rolle des Arbeitgebers. Die Pflegekraft wird von der Agentur für Arbeit vermittelt und offiziell angemeldet. Neben dem Lohn muss darauf geachtet werden, dass die folgenden arbeitsrechtlichen Anforderungen erfüllt werden:

  • Aufsetzung eines gültigen Arbeitsvertrages
  • Einhaltung der Arbeitszeiten
  • Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
  • Ausreichender Versicherungsschutz
  • Anspruch auf Urlaub und Sozialleistungen
  • Kündigungsschutz
  • Abführung der Lohnsteuer
  • Anmeldung beim Einwohnermeldeamt

Beauftragung einer selbständigen Pflegekraft

Auch eine gewerbliche Pflegekraft kann engagiert werden. Dabei besteht die Gefahr, dass es zu einem Verhältnis der Scheinselbständigkeit kommt und der Auftraggeber Sozialabgaben und Versicherungsgebühren nachzahlen muss.

Unterkunft und Verpflegung für die ausländische Pflegekraft

Während der Dauer ihres Aufenthalts lebt die polnische Pflegekraft üblicherweise im Haushalt der pflegebedürftigen Person. Ihr muss ein eigenes, abschliessbares Zimmer zur Verfügung gestellt werden, das mit einem Bett, einem Stuhl, einem Tisch und einem Schrank ausgestattet ist. Ausserdem ist ein Internetanschluss notwendig, damit der Kontakt mit der Heimat aufrechterhalten werden kann. Die Pflegekraft ernährt sich im Haushalt ihres Schützlings, indem sie an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnimmt.

Kosten und Zuschüsse beim 24-Stunden-Pflegemodell

Die Kosten belaufen sich bei einer gewerblichen Pflegehilfe, die selbständig arbeitet, auf monatliche Zahlungen von 2.500 bis 3.500 Euro. Im festen Angestelltenverhältnis ist mit etwa 3.000 Euro monatlich zu rechnen. Eine Pflegekraft, die über eine Agentur vermittelt wird, kostet zwischen 2.400 und 2.800 Euro monatlich.

Dabei lassen sich allerdings die Leistungen der Pflegekasse gegenrechnen, die nach Pflegegraden gestaffelt sind. Zudem können steuerliche Vergünstigungen geltend gemacht werden. Im günstigsten Fall von Pflegestufe 5 bleiben bei der Agenturlösung etwa 800 Euro übrig, die von Seiten des Pflegebedürftigen monatlich aufzubringen sind. Bei Pflegegrad 3 erhöht sich dieser Betrag auf 1.300 Euro.


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