Alterskrankheiten
Alterserkrankungen immer besser behandelbar
Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sind dieser Frage nachgegangen.
Die Menschen werden heute durchschnittlich deutlich älter als noch vor einigen Jahrzehnten. Allerdings blieb bislang die Frage offen, in welchem Gesundheitszustand diese zusätzlichen Lebensjahre verbracht werden. Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchen dies nun in dem Projekt "Morbiditätskompression". Für das Projekt wurden Daten von drei Millionen Menschen aller Altersgruppen über zehn Jahre verglichen. Den Ergebnissen zufolge sind Herzinfarkte, Schlaganfälle und Lungenkrebs allgemein eher rückläufig, während Diabetes mellitus Typ 2 und Multimorbiditäten deutlich zugenommen haben.
Bessere Behandlung möglich
"Wir werden gesünder alt", fasst Professor Siegfried Geyer, Leiter des Projektes und der Medizinischen Soziologie der MHH, die Ergebnisse der Studie zusammen. Heutzutage bekommen 22 Prozent weniger Männer als noch vor zehn Jahren Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Lungenkrebs - und die Betroffenen sind dann rund ein Jahr älter als früher, nämlich im Durchschnitt 66 Jahre. Das Risiko, an einer dieser Krankheiten zu sterben, ist ebenfalls um 22 Prozent gesunken. Bei Frauen verringerte sich das ohnehin geringere Risiko, an einem der drei Leiden zu erkranken, sogar um mehr als 30 Prozent. Doch sie waren beim Auftreten der Erkrankung durchschnittlich 76 Jahre und damit ebenso alt wie früher. Sie starben auch ebenso häufig daran. Bei Diabetes mellitus Typ 2 verhält es sich anders: Die Erkrankung hat in der Bevölkerung zugenommen - vor allem bei den unter 40-Jährigen. "Allerdings kann man diese Erkrankung besser behandeln als früher, so dass man mit ihr länger leben kann", erläutert Professor Geyer. Er fand auch heraus, dass das Erkrankungsrisiko mit steigendem Bildungsstand sinkt. "Diabetes ist ein Problem der Lebensweise, vor allem Übergewicht und Bewegung sind vorrangige Probleme", sagt Professor Geyer. Auch die sogenannte Multimorbidität nimmt in der Bevölkerung zu: Immer mehr Menschen haben sechs oder mehr Erkrankungen gleichzeitig, die zum Teil mit Medikamenten behandelt werden müssen, mit denen sie aber gut leben können - beispielsweise Bluthochdruck.
Flexibilisierung des Rentenalters
Die Resultate könnten nicht nur Folgen für das Gesundheitssystem haben. So erklärt Professor Geyer: "Unsere Ergebnisse legen eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters nahe." Bei einer stark körperlich belastenden Arbeit wäre ein früheres Renteneintrittsalter angemessen, bei überwiegend geistiger Arbeit kann es sinnvoll sein, die Grenze nach oben zu verschieben. "Es geht aber auch darum, wie eine Gesellschaft mit alten Menschen umgehen soll, um ihre Aktivität und geistige Beweglichkeit maximal lange zu erhalten", erläutert Geyer. "Um im Alter körperlich und seelisch gesund zu bleiben, ist sportliche sowie geistige Regsamkeit besonders wichtig." Es gelte, Ressourcen zu erhalten - beispielsweise durch regelmässiges Lesen oder Kreuzworträtsel sowie soziale Aktivitäten mit Kommunikation, zum Beispiel über ein Hobby.
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