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Doktorandin, 90 Jahre, schreibt über den Tod
Schon wieder so eine Gasthörerin, mögen sich die Studenten denken, die Rosemarie Achenbach auf dem Campus der Uni Siegen sehen. Schliesslich sitzen in Deutschlands Vorlesungssälen und Seminarräumen schon sehr viele rüstige und wissbegierige Rentner.
Achenbach ist allerdings eine ganz besondere Vertreterin dieser Spezies: Sie schreibt jetzt ihre Doktorarbeit - mit 90 Jahren. Thema: "Die Philosophie des Todes". Mit der Dissertation setzt sie eine Uni-Karriere fort, die eigentlich schon 1943 anfing, mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs.
Damals begann sie ein Studium der Kunstgeschichte und Psychologie in München, wurde aber zum Arbeitsdienst befohlen und musste es abbrechen. Achenbach heiratete einen evangelischen Pfarrer und brachte drei Kinder zur Welt, die nun schon alle um die 60 Jahre alt sind - "und damit älter als mein Doktorvater", sagt sie.
Als ihr Mann vor elf Jahren starb, ging sie zum Philosophiestudium zurück an die Hochschule - und bekam sogar einige ihrer alten Scheine angerechnet. Sie legte Nachtschichten ein, um in der Regelstudienzeit abzuschliessen. Auf ihre Visitenkarte hat sie "M.A." drucken lassen, nun soll der "Dr." folgen.
Morgens, wenn sie aufwacht, setzt sie sich sofort an den Schreibtisch. Ihr Wohnzimmer hat Achenbach zum Arbeitszimmer umfunktioniert, dort hat sie auch ein grosses Regal aufstellen lassen, für die Bücher. Zurzeit liest sie viel zum Thema "Tod": "Im Alter kann man sich damit beschäftigen, ohne depressiv zu werden", sagt sie.
Mit Martin Heideggers Theorien tut sie sich schwer, dafür schätzt sie Simone de Beauvoir und hat die Werke der Philosophin teilweise im Original gelesen, also auf Französisch. Anders als bei der Magisterarbeit will sie es dieses Mal langsam angehen lassen. Sie habe ja Zeit, sagt sie.
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