Liebe ist immer gleich schön! Wirklich?

„Liebe fühlt sich in jedem Alter gleich an!“ Als mir eine Dame das sagte, war ich zwanzig und sie fünfzig Jahre alt und ich war ziemlich überrascht, weil ich mir das überhaupt nicht vorstellen konnte.
Liebe ist immer gleich schön! Wirklich?
(Bild iStock)

Warum in meinen Liebesromanen die Heldin 50 plus ist

Heute muss ich darüber schmunzeln. Ich weiss längst, dass sie Recht hatte. Wenn die Hormone auf Trab sind und die Schmetterlinge im Bauch flattern ist man auch mit 50 genauso „von der Rolle“ wie mit 20, 30 oder 40 Jahren. Man starrt fieberhaft aufs Handy und hofft, dass sich der Traumpartner meldet und man seine Stimme hören kann. Man hockt mitten in der Nacht kuschelnd am Strand und vertraut den blitzenden Sternen seine Träume an oder man tanzt engumschlungen auf dem Marktplatz zu selbstgesummten Melodien und macht die Nacht zum Tage, damit bloss nicht endet, was sich so wunderschön anfühlt. Durch die berühmte rosarote Brille sieht man mit 70 genauso entrückt wie mit 17. Soweit so gut. Aber warum schreibe ich dann meine Romane ganz gezielt für Frauen in der Lebensmitte, wenn sich doch in puncto Herzklopfen gar nichts ändert?

Ganz einfach, weil das Drumherum völlig anders ist! Wer sich mit 50plus verliebt, hat im Gegensatz zu einer 20jährigen ein umfangreiches, häufig festgezurrtes Leben. Es gibt Kinder, die flügge sind, Eltern, die einen brauchen, Freunde, mit denen man seit vielen Jahren Gemeinsamkeiten teilt. Man hat eine Arbeit, die Sicherheit gibt, und ein Zuhause, in dem man sich auch wirklich zu Hause fühlt. Man läuft auf vertrauten, ausgetretenen Pfaden, hat in der Liebe jede Menge Erfahrungen und im Kopf drehen sich reichlich Erinnerungen.

In dieses über Jahrzehnte aufgebaute Lebensgeflecht platzt die frische Liebe und schafft völlig neue Wahrheiten.

„Mama ist verliebt? In ihrem Alter, was soll das denn?“ maulen im besten Fall die Kinder. Im schlechtesten Fall lehnen sie den Partner rigoros ab. Die Eltern halten die neue Liebe per se für überflüssig und sagen das auch lautstark, während sich die Freunde mit detektivischer Feinarbeit einbringen und den neuen Partner vom Scheitel bis zur Sohle analysieren und jeden hingeworfenen Satz als Gefahrenquelle deuten. Und dann gibt es noch die Fakten, die auf den ersten Blick unumstösslich wirken. Wie und wo soll man denn leben, wenn es ernst wird? Wer gibt alles auf und was ist, wenn die Liebe den Herausforderungen nicht standhält? Denn ach – das habe ich ja ganz vergessen – auch das geballte Leben des neuen Partners kommt hinzu und natürlich auch die Geister der Expartner, die immer irgendwo mitschwirren.

Sie lesen, die Liebe in der Lebensmitte ist etwas völlig anderes als die Liebe mit 20, wenn man frei und ungebunden ist und auf nichts Rücksicht nehmen muss. Die Festplatte ist leer und kann nach Herzenslust beschrieben werden.

Man kann das Glück aber Ü50 trotzdem finden und die Liebe in vollen Zügen geniessen. Es ist nur leichter, wenn man vorbereitet ist, auf das was kommt. Wenn man zwar den Kopf verliert, aber weiss, dass man ihn wieder einschalten muss. Wenn man nicht blauäugig auf die Liebe zugeht, sondern das Gesamtpaket sieht, und einplant, dass es Hürden gibt und auch mal der Wind von vorn weht. Geht nicht, gibt’s ja nicht! Starke Gefühle machen stark und auch das Unmögliche möglich.

Deshalb glaube ich, dass es speziell Romane für die Frauen in der Lebensmitte geben muss. Ich kann mich zum Beispiel nicht beim Lesen richtig wegträumen, wenn die Protagonistin jünger als meine Tochter ist. Ich geniesse es viel mehr, eine Heldin in meinem Alter zu begleiten und dabei meine Lebenswirklichkeit wiederzuerkennen. Dann fühle ich mich sofort ein, kann erspüren, was sie bewegt, wie sie handelt und warum sie vielleicht zögert oder sich wie eine Draufgängerin verhält. Ich verstehe das Drehbuch, weil es meinem eigenen so ähnlich ist. Und ich verstehe, dass das grosse Glück meiner Heldin durchaus auch mein Glück sein kann. Jetzt oder später, irgendwann eben.

In meinem Roman „Himmelblaue Sommerträume“ ist Sabine Anfang 50 und reist nach Teneriffa. Sie freut sich auf ein paar Tage Auszeit bei ihrer Freundin zwischen Sonne, Strand und Palmen. Aber dann kommt alles anders als geplant. Mehr wird jetzt nicht verraten. Wenn Sie mögen, begleiten Sie doch Sabine auf ihrer unbeschwerten Teneriffareise und lesen Sie, wie sie die Krisen meistert, die Sie bestimmt auch kennen. Grosse Gefühle inklusive!

Herzlichst – Ihre Andrea Micus
 


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