GEISTIGES ALTER
Smartphones machen 50plus acht Jahre jünger
Das schreibt Martin Pirkl auf «Welt.de».
Es kann mühselig sein, sich im hohen Alter noch damit zu beschäftigen wie ein Smartphone funktioniert und was eigentlich eine App ist. Doch der Aufwand lohnt sich. Laut einer Studie des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) senkt die Nutzung von Computern und Smartphones das geistige Alter von Senioren um vier bis acht Jahre.
Das Forscherteam untersuchte 3000 Menschen über 50 Jahre in England und Deutschland im Jahr 2012 auf ihre geistigen Fähigkeiten. Diese Daten verglich das Team mit den Resultaten aus dem Jahr 2006. Damals hatte man bereits 2000 Personen getestet. Das Ergebnis der Studie, dass die Forscher im Magazin "Intelligence" veröffentlichten, ist eindeutig. In sämtlichen Tests schnitten die Probanden 2012 besser ab als die Getesteten vor sechs Jahren.
Die Testpersonen machten nicht nur einen IQ-Test, sie zählten auch in einer Minute so viele Tiere auf wie sie konnten, um ihre Wortflüssigkeit unter Beweis zu stellen. Ausserdem gab es einen Gedächtnistest und die Forscher untersuchten die Verarbeitungsgeschwindigkeit von Informationen. "In vielen Fällen waren die 60-Jährigen von 2012 so geistig fit wie die 52-Jährigen im Jahr 2006", sagt Valeria Bordone vom IIASA.
Für die Steigerung der geistigen Fähigkeiten führen die Forscher viele Faktoren an: Ein besseres Gesundheitssystem, mehr Bildung, gesündere Ernährung, aber auch die Nutzung von Smartphones oder Computern. Senioren, die sich viel mit Technik beschäftigten, waren fitter als solche, die die Finger davon liessen. Bordone erklärt dies damit, dass der Gebrauch von Technik die kognitiven Fähigkeiten des Gehirns verbessert, da die Senioren sich damit beschäftigen müssen, wie die Technik funktioniert und so ihr Gehirn beanspruchen.
Die neuen Reize halten geistig fit. Das Ergebnis der Studie scheint auf den ersten Blick dem Resultat einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Mymarktforschung.de zu widersprechen. Bei der Befragung von 1000 Personen gab ein Drittel an, weder seine eigene Handynummer noch die des Partners zu kennen. Schliesslich sei alles auf dem Smartphone gespeichert.
Die Technik nimmt Menschen immer mehr den Zwang ab, Dinge auswendig zu wissen. Denn die meisten Fakten gibt es im Internet. Forscher fürchten, dass dies gerade bei jüngeren Generationen zu Gedächtnisstörungen führt. Der Direktor der psychiatrischen Uniklinik Ulm, Manfred Spitzer, bezeichnet dies als "digitale Demenz".
Doch die Ergebnisse der Studie und der Umfrage lassen sich in Einklang bringen. Wer sein Gehirn beansprucht, in dem er sich beispielsweise mit neuer Technik beschäftigt, bleibt geistig fit. Wer allerdings wenig neue Reize aufnimmt, hauptsächlich jeden Tag das Gleiche unternimmt und sein Gehirn entlastet, in dem er sich nichts mehr selber merkt, läuft Gefahr, dement zu werden.
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