Job-Umfrage
Eingestellt wird nur, wer perfekt passt
Dies schreibt Markus Diem Meier auf «Newsnet».
Suchen Unternehmen Beschäftigte, dann schreiben sie die Jobs kaum mehr aus. Langjährige Erfahrung ist kein Wert mehr an sich, und die Firmen sind kaum mehr bereit, Leute zu rekrutieren, die nicht perfekt den Anforderungen des Jobs entsprechen.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Umfrage, die das Outplacement- und Karriereberatungsunternehmen Von Rundstedt unter 250 Unternehmen durchgeführt hat. Schwierigkeiten haben gemäss den Umfrageergebnissen Personen, die sich um Jobs bewerben und darauf setzen, zumindest einen Teil der erforderlichen Qualifikationen im Unternehmen noch erwerben zu können.
Laut Pascal Scheiwiller, dem Chef von Von Rundstedt Schweiz, zeigen die Unternehmen eine immer geringere Bereitschaft, beim Jobprofil bei den Bewerbern auch nur geringe Abweichungen zu akzeptieren. Schon bei der ersten Vorselektion von Bewerbern müssen gemäss der Umfrage durchschnittlich 80 Prozent der Anforderungskriterien erfüllt sein, damit jemand überhaupt näher geprüft wird.
Keine Bereitschaft zur Investition in die Beschäftigten
Die Bereitschaft der Arbeitgeber, in die Entwicklung ihrer Beschäftigten zu investieren, wird gemäss Scheiwiller immer geringer und auch der Wechsel zwischen Branchen und Funktionen immer schwieriger. Der Strukturwandel, zu dem die Entwicklung neuer Technologien führt, wird dadurch stark behindert.
Beschäftigte ohne die neu gefragte Qualifikationen drohen dann aus dem Arbeitsprozess zu fliegen. Pascal Scheiwiller erklärt sich das vor allem mit drei Entwicklungen auf den Arbeitsmärkten: Erstens sei der Spezialisierungsgrad von Jobs heute deutlich höher als früher und zweitens gebe es so etwas wie eine Loyalitätskrise: Die Loyalität zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber hätte heute kaum mehr einen Wert.
Arbeitgeber scheuen deshalb vor Investitionen in ihre Arbeitskräfte zurück, da diese Leute möglicherweise gar nicht im Unternehmen bleiben und die Kosten so verloren wären. Drittens hätten die Arbeitgeber heute Zugriff auf ein sehr viel grösseres Angebot an Arbeitskräften aller Qualifikationsstufen, da sie international die gesuchten Leute rekrutieren können.
Wie Scheiwiller sagt, würden ihm Unternehmenschefs sagen, dass sie durch die Regeln des Inländervorrangs light ausser administrativem Mehraufwand keine wirklichen Einschränkungen erwarten.
Im Widerspruch zur These des Fachkräftemangels
Diese letzte Aussage widerspricht der These eines wachsenden Fachkräftemangels, wie sie andere Studien und Umfragen jüngst festgestellt haben. So haben Ökonomen der Credit Suisse jüngst ebenfalls basierend auf einer Umfrage festgehalten, mehr als die Hälfte aller rekrutierenden Firmen hätten Mühe, geeignete Kandidaten für offene Stellen zu finden.
Die Studie der CS bezog sich allerdings auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Diese haben weniger die Möglichkeit und die Kapazitäten, auf den Weltmärkten ihre Kandidaten zu rekrutieren als grosse Konzerne. Eine Studie der UBS, die ebenfalls vor einem kommenden Fachkräftemangel warnt, sieht in diesem immerhin eine Chance für Arbeitnehmer über 50 oder für eine Beschäftigung über das Pensionierungsalter hinaus.
Diese Hoffnungen würden zerstört, wenn dieser Fachkräftemangel durch einen internationalen Arbeitsmarkt behoben werden kann. Die Von-Rundstedt-Umfrage macht auch Aussagen dazu, welche Chancen über 50-Jährige künftig noch auf dem Arbeitsmarkt haben. Darin wird deutlich, dass Seniorität und Erfahrung an sich einen geringen Wert darstellen.
Was dagegen zählt, ist Agilität. Nur gerade 7 Prozent der Befragten ziehen Seniorität der Agilität vor. Das bedeutet, dass nicht das Alter per se nachteilig wirkt. Personen mit dem verlangten Anforderungsprofil haben noch immer beste Chancen. Schlecht ist es aber um jene bestellt, die nicht mehr agil sind und sehr lange in einem Job gearbeitet haben, dessen Qualifikationen weniger oder nicht mehr nachgefragt werden.
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