Ausreden
Wenn Grosseltern nicht auf Enkel aufpassen wollen
Bevor es zum Familienkonflikt kommt, sollten sich alle der Generation 50plus bitte trauen zu sagen, was Sache ist. Zur Not über eine Ausrede. Denn, und da sind wir ehrlich: Es gibt manchmal angenehmere Dinge, als auf einen Haufen präpubertäre Gören aufzupassen!
Ausrede Nr. 1: Alte Leute brauchen ihren Schlaf!
Die Tochter will abends ausgehen, und Sie sollen auf die schreienden Dreijährigen aufpassen? Geht gar nicht! Schliesslich sind Sie ja schon faltig genug im Gesicht, haben seit Wochen zu hohen Blutdruck und dunkle Schatten unter den Augen.
Der Arzt hat Ihnen geraten, abends zeitig schlafen zu gehen. Denn jeder weiss: Der Schlaf vor Mitternacht ist der wertvollste für die Gesundheit.
Das muss Ihre Tochter ja wohl verstehen - schliesslich will sie doch auch nur das Beste für Sie! Also hopp hopp: Sie nehmen noch schnell ein heisses Bad gegen 17:00 Uhr, öffnen Ihrer Tochter gegen 18:00 Uhr in einem geblümten Nachthemd, mit zerzaustem Haar die Tür und gähnen ihr mit möglichst überzeugender Knoblauchfahne ein herzhaftes "Geht heute gar nicht - ich schlaf doch schon!" ins Gesicht.
Ausrede Nr. 2: Zu viel Stress
Kinder halten jung, schon klar. Aber das gilt nur, wenn man besagte Kinder in selbstbestimmten und möglichst homöopathischen Dosierungen um sich herum hat ... Zu viel "Kind" ist dann eben doch Stress.
Denn Kinder betreuen bedeutet, für sie verantwortlich sein. Da muss man sich um Essen kümmern, um Schlafenszeiten, Medienkonsum, die richtige Raumtemperatur, die Körperhygiene.
Und alles birgt Konfliktpotential, denn den modernen Eltern kann man es ohnehin nicht recht machen. Daher lieber mal wieder den Arzt zitieren: Der viele Stress schlägt auf das Herz, das ist gar nicht gut. Ruhe ist angesagt.
Ausrede Nr. 3: Das Date
Sie haben einen eher prüden Sohn? Perfekt - schockieren Sie Ihre Kinder doch einfach mal mit dem zweiten Frühling. Denn was spricht schon dagegen, mit 50plus noch einmal ein Date zu haben?
Erzählen Sie ruhig, dass Sie sich mit einem netten Paar vom Bodensee zum intimen Vierer verabredet haben.
Wenn es gar nicht anders geht, würden Sie den Enkel ja mitnehmen ... aber ein bisschen seltsam wäre das dann vermutlich schon ... Sie werden vermutlich in nächster Zeit nicht mehr so häufig eine Ausrede brauchen, wenn Sie nicht auf die Enkel aufpassen wollen!
Ausrede Nr. 4: Dog-Sitting
Sie hatten schon immer ein Faible für Tiere? Prima, dann haben Sie die perfekte Ausrede. Sie müssen ab sofort immer, wenn die Enkel eine Betreuung brauchen, zum Dog-Sitting.
Denn Sie haben sich als professioneller Hundesitter eine zweite Karriere aufgebaut. Die Hunde lieben Sie. Die Besitzer vergöttern Sie.
Und während Sie dem Bull-Mastiff vom Vorstandsvorsitzenden eine Pfotenmassage verpassen, dem Rotweiler vom Chefarzt das Fünf-Gänge-Abendessen in mundgerechte Häppchen schneiden und die Königspudel-Dame der Hotelerbin ins Spa begleiten, können Sie unmöglich auch noch auf ein quengelndes Kind acht geben!
Ausserdem wäre das ja auch viel zu gefährlich, mit den grossen Tieren und so. Sie verstehen? Diese Ausrede kommt allerdings nur so richtig glaubwürdig rüber, wenn Sie ein zerfetztes Hosenbein haben, Ihre Schuhe Kauspuren aufweisen und vor Hundesabber triefen ...
Ausrede Nr. 5: Die Wahrheit
Keine Ausrede, sondern einfach nur die Wahrheit. Sie haben Ihre Kinder grossgezogen, und Sie wissen, dass Sie ihnen vertrauen können.
Glauben Sie wirklich, Ihre Tochter oder Ihr Sohn haben kein Verständnis dafür, dass Sie einfach ab und zu mal ein bisschen Zeit für sich benötigen? Und dass Sie gerne selbst bestimmen, wann Sie sich diese Auszeit nehmen?
Also los, heraus damit. Sie gehen mit der Wahrheit jedem Familienkonflikt aus dem Weg. Denn ganz egal, wie gut Sie Ihre Ausrede Zusammenspinnen: Die Wahrheit kommt immer irgendwann heraus.
Immerhin gehören Sie zur Generation 50plus, glauben noch an Ehrlichkeit und haben vor allem ein bisweilen etwas schlechtes Gedächtnis, nicht?
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