Heizungstausch leicht gemacht - worauf es wirklich ankommt

Der Heizungstausch gehört in den heutigen Tagen zu den wichtigsten, klimaneutralen Modernisierungen im Gebäudebestand.
Wärmepumpen heizen klimaneutral.
Wärmepumpen heizen klimaneutral. – (Pixabay)

Die Gründe sind vielfältig und reichen von steigenden CO2-Kosten für fossile Brennstoffe über die rechtlichen Leitplanken des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und attraktive Zuschüsse bis zum Wunsch nach planbaren Betriebskosten. Wer strukturiert vorgeht, reduziert Risiken, nutzt Fördermittel optimal, spart Geld und stellt die Wärmeversorgung zukunftssicher auf.

Rechtsrahmen 2025 - Was das GEG konkret verlangt

Seit dem 1. Januar 2024 gilt, dass in Neubauten innerhalb von Neubaugebieten nur Heizungen installiert werden dürfen, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien laufen. Für Bestandsgebäude und Neubauten in bestehenden Stadtteilen greift die Pflicht gestaffelt und ist eng an die kommunale Wärmeplanung gekoppelt. Grossstädte müssen bis Mitte 2026 entscheiden, wo Wärmenetze oder klimaneutrale Gasnetze ausgebaut werden. Kleinere Kommunen haben dafür Zeit bis Mitte 2028. Spätestens ab Mitte 2028 wird der 65-Prozent-Anteil für neue Heizungen überall verbindlich. Eine funktionierende Heizung muss nicht vorschnell ersetzt werden, doch beim nächsten Tausch gelten die Regeln.

Förderung 2025 - Bis zu 70 % Zuschuss sind möglich

Für den Heizungstausch stehen Zuschüsse über die KfW zur Verfügung (Programm 458). Es gibt 30 % Grundförderung für alle förderfähigen Anlagen (z. B. Wärmepumpe, Biomasse, Anschluss an ein (Gebäude-)Wärmenetz) plus Bonuskomponenten. Ein Klimageschwindigkeitsbonus von 20 % belohnt den freiwilligen, frühzeitigen Ersatz funktionstüchtiger fossiler Heizungen. Ein Einkommensbonus von 30 % greift bei Haushaltsjahreseinkommen bis 40.000 Euro. In Summe sind maximal 70 % Zuschuss möglich, bei Einfamilienhäusern werden in der Regel bis zu 30.000 Euro förderfähige Kosten angesetzt. Wichtig ist die Antragstellung vor Vorhabensbeginn, inklusive Bestätigung zum Antrag (BzA) durch Fachunternehmen oder Energieeffizienz-Experten und Vertragsklausel mit aufschiebender/auflösender Bedingung.

Marktlage und Kostenrealität - Entscheidungshilfen

2024 wurden in Deutschland rund 193.000 Heizungswärmepumpen verkauft. Das ist ein Rückgang um 46 Prozent gegenüber 2023, der vor allem durch Unsicherheiten rund um Förderungen und die kommunale Wärmeplanung ausgelöst wurde. 2025 hat sich die Lage spürbar gedreht. Im ersten Halbjahr wurden 139.500 Wärmepumpen installiert, ein Plus von etwa 55 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, und erstmals mehr als Gasheizungen, deren Absatz auf 132.500 Geräte sank. Das bestätigt den strukturellen Trend zur Elektrifizierung.

Parallel verteuern sich fossile Energieträger über die CO2-Bepreisung weiter. Für 2025 macht das bei typischen Verbräuchen grob 48 Euro Mehrkosten pro Jahr für Gas und 63 Euro für Heizöl, Tendenz steigend. Diese Zusatzkosten entfallen beim Umstieg auf erneuerbare Wärmeerzeugung.

Technik-Check - Gebäude, Systemtemperaturen und Normen

Die Effizienz eines neuen Wärmeerzeugers hängt am Gesamtsystem. Zentrale Stellschrauben sind die Heizlast (Berechnung nach DIN EN 12831), der Dämmstandard, Vorlauftemperaturen und die Hydraulik des Heizkreises. Ein hydraulischer Abgleich ist heute Standard und im Rahmen des GEG für viele Anlagen verpflichtend. Er sorgt dafür, dass alle Heizflächen mit der nötigen Wassermenge versorgt werden, reduziert Pumpenstrom und ermöglicht niedrigere Systemtemperaturen. Für ältere, wassergeführte Heizungen in grösseren Gebäuden gelten seit 2024/2025 abgestufte Prüf- und Optimierungspflichten. Neu installierte Anlagen sind regelhaft abzugleichen.

Besonders wichtig sind realistische Vorlauftemperaturen. Je niedriger, desto effizienter arbeitet eine Wärmepumpe. Moderne Geräte erreichen im Bedarf jedoch auch höhere Temperaturen. Mit Propan (R290) sind bis etwa 70 °C möglich. Das ist ein Pluspunkt bei Bestandsradiatoren und der Warmwasserbereitung, sofern der Gesamtauslegungsplan stimmig ist.

Optionen im Vergleich - Lösungen für unterschiedliche Startpunkte

Ein Heizungstausch ist keine Lösung von der Stange. Entscheidend ist der Abgleich von Gebäude, Wärmenetz-Perspektive und Budget.

Elektrische Wärmepumpe:

Luft-Wasser-Wärmepumpen dominieren den Markt, Erdreich- oder Grundwasser-Systeme liefern bei passenden Grundstücken noch stabilere Jahresarbeitszahlen. Neue Geräte sind leise, nutzen natürliche Kältemittel und erfüllen die 65-Prozent-Regel automatisch, wenn Strom aus dem Netz und idealerweise aus eigener Photovoltaik kommt. Stiftung Warentest bestätigt 2025, dass aktuelle Modelle auch mässig gedämmte Bestandsgebäude zuverlässig beheizen. Im Kern gilt, dass sich mit der Wärmepumpe klimaneutral heizen und Kosten reduzieren lässt, vorausgesetzt die Anlage ist korrekt dimensioniert, der Abgleich erfolgt und die Vorlauftemperaturen liegen im effizienten Bereich.

Fernwärme/Wärmenetze:

Wo Netze vorhanden oder geplant sind, kann ein Anschluss wirtschaftlich und betrieblich attraktiv sein. Das GEG koppelt Entscheidungen im Bestand ausdrücklich an die kommunale Wärmeplanung. In vielen Städten steigt der Anteil an erneuerbarer Erzeugung, Grosswärmepumpen und Abwärmequellen werden ausgebaut. Der Netzbetreiber gibt Auskunft zu Ausbaukorridoren und Anschlusspunkten.

Biomasse:

Pelletkessel erfüllen die GEG-Vorgaben, erfordern aber eine Brennstofflogistik, Feinstaubgrenzen und Platz. In der Förderung gelten eigene Zuschläge bei sehr niedrigen Emissionen. Die Wirtschaftlichkeit hängt an Brennstoffpreisen und der regionalen Versorgung.

Hybrid- und H2-ready-Lösungen:

Hybridsysteme kombinieren erneuerbare Hauptwärmeerzeuger mit einem fossilen Spitzenlastkessel. Unter bestimmten Bedingungen sind "H2-ready"-Gasgeräte als Brückentechnik zulässig. Langfristig müssen jedoch erneuerbare Gase tatsächlich verfügbar und bezahlbar sein. Die Wärmeplanung vor Ort liefert hierzu den Kompass.

Wirtschaftlichkeit und Betrieb - Stromtarife, PV-Synergien, CO2-Effekte

Für elektrische Wärmepumpen zählt die Jahresarbeitszahl (JAZ). Je höher sie ausfällt, desto günstiger ist der Betrieb. Die Gebäudedämmung, grosse Heizflächen und ein intelligentes Thermomanagement sind hier Treiber. Photovoltaik mit Eigenverbrauch, Lastmanagement und ggf. ein Wärmespeicher verbessern die Bilanz zusätzlich. Auf fossiler Seite wirken die steigenden CO2-Preise als dauerhafte Zusatzkosten. Das ist ein Argument mehr für den Wechsel.

Schall, Aufstellung, Genehmigung - Fragen vorab klären

Aussengeräte von Luft-Wasser-Wärmepumpen müssen so platziert werden, dass der Schallschutz eingehalten wird (Stichwort Nachtruhe). Fachbetriebe erstellen Schallprognosen und wählen geeignete Fundamente, Abstände und Luftführungen. Eine Schwingungsentkopplung und korrekte Ausblasrichtung sind Pflicht. Monoblockgeräte minimieren Kältemittelarbeiten, Splitgeräte erfordern zertifizierte Fachkräfte. In Denkmal- oder Ensembleschutzgebieten sind Abstimmungen mit den Behörden sinnvoll. Seriöse Angebote beinhalten eine akustische Fachplanung, die in der Förderung als Umfeldmassnahme anerkannt sein kann.

Typische Kostenrahmen - Einordnung statt Versprechen

Kosten hängen vom System, von Umfeldmassnahmen (z. B. elektrische Zuleitung, Heizkörpertausch, Pufferspeicher), von der Erschliessung (Bohrungen bei Sonden) und von Planungsleistungen ab. Förderprogramme rechnen förderfähige Kosten mit Obergrenzen an, massgeblich ist die saubere Kostendarstellung in der BzA. Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung lohnt ein Blick auf die Vollkosten, also auf die Investition abzüglich Zuschuss sowie die laufenden Kosten (einschliesslich CO2-Preis bei Gas und Öl). Neutrale Beratungsstellen bieten Vergleichsrechnungen und Tools.

Checkliste Heizungstausch - in 8 Schritten zur Entscheidung

  • Bestandsaufnahme: Heizlast, Vorlauftemperaturen, Heizflächen, Dämmstandard, Platzverhältnisse erfassen. Wärmeplanung der Kommune prüfen.
  • Systemwahl: Wärmepumpe, Netzanschluss, Biomasse oder Hybrid anhand der Gebäudedaten und lokaler Perspektiven abwägen, Schall- und Aufstellkonzept mitdenken.
  • Förderfähigkeit prüfen: Programm 458 (privat) bzw. passende Programme für WEG/Mehrfamilienhaus. Bonuskombinationen kalkulieren, Einkommensnachweis vorbereiten.
  • BzA organisieren: Fachunternehmen/Energieeffizienz-Experten beauftragen, technische Mindestanforderungen und förderfähige Kosten in der BzA dokumentieren.
  • Vertrag richtig abschliessen: Liefer-/Leistungsvertrag mit aufschiebender/auflösender Bedingung. Erst danach den Antrag im KfW-Portal stellen.
  • Hydraulischen Abgleich fest einplanen: Pflicht und Effizienzmassnahme, ggf. Heizkörperthermostate und Pumpen anpassen.
  • Inbetriebnahme und Nachweis: Fristen, Nachweise und Bonus-Zusatzanträge (Geschwindigkeits-/Einkommensbonus) beachten.
  • Betrieb optimieren: Heizkurve, Nachtabsenkung, Warmwasserbereitung, PV-Eigenverbrauch, Wartung. Monitoring nutzen, um JAZ zu heben.

Häufige Missverständnisse - Drei Klarstellungen

Erstens: Wärmepumpen brauchen nicht zwingend eine Fussbodenheizung. Entscheidend sind ausreichende Heizflächen und moderat ausgelegte Vorlauftemperaturen. Bei passenden Radiatoren und hydraulischem Abgleich funktionieren Systeme auch im Altbau.

Zweitens: Das GEG schreibt keinen Sofortzwang für funktionierende Heizungen vor, stellt jedoch klare Anforderungen an neue Anlagen und verknüpft Entscheidungen mit der Wärmeplanung. Das schafft einen Planungsvorteil, der Investitionen absichert.

Drittens: Technologieoffenheit bedeutet eine Auswahl unter Bedingungen. Wärmepumpe, Biomasse, Wärmenetz oder Hybrid sind Optionen. Wirtschaftlich tragfähig ist, was im Gebäude effizient läuft und dauerhaft zu vertretbaren Betriebskosten führt.

Vom Einzelgerät zur Strategie

Der Heizungstausch gelingt, wenn er als Gesamtsystem gedacht wird, vom Gebäude über die Hydraulik bis zur Tarifgestaltung und zum Förderkonzept. Das Regelwerk des GEG gibt Orientierung, die Förderung senkt Hürden, und die Marktdaten zeigen die Richtung, auch wenn der Absatz kurzfristig schwankt. Wer die kommunale Wärmeplanung berücksichtigt, den hydraulischen Abgleich fest einplant und sauber beantragt, macht den Umstieg planbar. Entscheidend ist, dass die Kombination aus Flächenbereitstellung, einer zügigen Genehmigung und klugen Planung den Zubau verlässlich ins Netz und den Strommix überführt.

 


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