KOLUMNE PETER MEIERHOFER
Ist mein Job durch Maschinen gefährdet?
Im Gegenteil, es sieht danach aus, dass in immer höherem Masse Automation menschliche Arbeit substituiert. So haben seit 1980 Kapitaleigner steigende Anteile des Welteinkommens erzielt, während die Anteile des Welteinkommens für Arbeitskräfte gesunken sind.
Google-Manager Andy Rubin kündigt an, dass der Internetkonzern eigene Roboter bauen wird - für die Lagerhaltung und die Fabrikmontage. Bei solchen Visionen der US-Pioniere sollten Sie sich über die Faszination hinaus Gedanken darüber machen, was sie für Ihren Arbeitsplatz bedeuten.
Dazu kommt, dass die Ungleichheit der verschiedenen Einkommensempfänger stark angestiegen ist. Larry Summers, ehemaliger amerikanischer Generalsekretär sieht den Anteil der nicht arbeitenden Männer zwischen 25 und 54, der in den 60er Jahren noch bei 5% lag, innerhalb der nächsten 10 Jahren auf 15% ansteigen. Für ihn ein klarer Hinweis dass Kapital die Arbeit in wachsendem Ausmass substituieren wird. Carl Benedict Frey und Michael Oxford von der University of Oxford sehen fast die Hälfte aller Jobs in den nächsten 20 Jahren gefährdet.
Nach eingeschätzter Wahrscheinlichkeit sind folgende Berufskategorien, laut The Economist, Briefing the future of Jobs, January 18th 2014, besonders betroffen:
Wahrscheinlichkeit (1=Gewissheit)
Telemarketer 0.99
Buchhalter & Auditoren 0.94
Verkäuferinnen Retail 0.92
Journalisten Technik 0.89
Immobilienagenten 0.86
Textverarbeiter & Schreibkräfte 0.81
Maschinisten & Mechaniker 0.65
Berufspiloten & Taxifahrer 0.55
Volkswirtschafter & Ökonomen 0.43
Gesundheitstechnologen 0.40
Schauspieler 0.37
Die Beschäftigung in der Produktion ist seit den 1950er Jahren in den USA von 30% auf weniger als 10% gefallen. Gleichzeitig ist die Beschäftigung im Dienstleistungsbereich von weniger als 50% auf fast 70% gestiegen.
Der Fakt, dass jeder Mensch heute einen Computer in der Tasche trägt, der leistungsfähiger ist als der leistungsfähigste Computer der Welt vor 20 Jahren wird die menschliche Arbeit drastisch verändern. In Anbetracht dessen, dass die Rechnerleistung noch gewaltig ansteigen wird ist und jedermann Zugriff auf einen grossen Teil des Wissens im Internet hat, ist der Flaschenhals laut Eric Brynjolfsson und Andrew Mc Afee, Professoren im MIT, allein die Zeit, welche die Gesellschaft braucht, um neue Technologien und Geschäftsmodelle zur Reife zu entwickeln wird, die den Prozess verlangsamen wird. Diese Zeit gilt es für uns Menschen zu nutzen, um uns weiterzuentwickeln und um uns in den Arbeitsmärkten neu zu positionieren.
Denn Maschinen sind nicht nur intelligenter. Sie haben auch Zugang zu weit mehr Daten. Die Kombination von grossen Datenmengen und smarten Technologien wird einen bedeutenden Anstieg der Produktivität ermöglichen. So werden Textmining-Programme beispielsweise Stellen bei Rechtsabteilungen, in Laboratorien und auf Sport-Redaktionen überflüssig machen. Neue datenverarbeitende Technologien könnten traditionelle Jobs in kleinere Jobeinheiten zerlegen.
Doch es gibt auch Produktkategorien, die weniger gefährdet sind. Nach eingeschätzter Wahrscheinlichkeit sind laut The Economist, Briefing the future of Jobs, January 18th 2014, folgende Berufskategorien weniger gefährdet:
Wahrscheinlichkeit (1= Gewissheit)
Feuerwehrmänner 0.17
Verleger 0.06
Chemieingenieure 0.02
Geistliche 0.008
Sporttrainer 0.007
Zahnärzte 0.004
Therapeuten (Freizeit) 0.004
Werden Jobs mit höherer Ausbildung und hohen Löhnen sicher bleiben? Ich bezweifle es. Wenn Sie sich die Liste mit den gefährdeten Berufen vor Augen führen, werden Sie mir beipflichten, dass auch höhere Ausbildungen kaum vor Substituierung schützen.
Neue Geschäftsmodelle werden sich wie in der Vergangenheit nach dem Verfahren „Versuch“ und „Irrtum“ entwickeln. Kann es sein, dass eine kleine Anzahl von Kapitalbesitzern und „Supermanagern“ einen Teil des nationalen Reichtums ansammeln wird? Aus meiner Sicht ist zu erwarten, dass Produktivitätsgewinne durch Maschinen mehrheitlich den Besitzern der Maschinen zugutekommen werden. Oder kann es sein, dass Menschen in Zukunft ihre Autoersatzteile über den eigenen 3D-Drucker im Keller produzieren?
Auch die Innovation wird die Preise runterholen, es sei denn, dass Knappheit herrscht (Bsp. Häuser an bester Lage). Wenn Innovation das Gesundheitswesen und die Ausbildung billiger macht, wird dies auch die Löhne kaum erhöhen.
Je höher Löhne (Vorbehaltslöhne) steigen, bei denen die Arbeit für Menschen nicht mehr attraktiv ist, desto höher wird der Anreiz sein, in Kapital zu investieren, das Arbeitsplätze ersetzt. Neue Jobs werden sich vornehmlich in Tätigkeiten entwickeln, die emotionalen Charakter haben: eine Welt von Künstlern, Therapeuten, Yoga-Instruktoren, Coaches, Beratern usw.
Wenn Sie sich die gezeigte Entwicklung vor Augen halten werden Sie rasch erkennen, dass wir in Zukunft ohne eine gehörige Portion Flexibilität und ohne ein hohes Mass an Selbstorganisation uns im Arbeitsmarkt kaum mehr werde halten können.
Da Unternehmen zudem ihren Personalkörper flexibel halten wollen und die benötigten Arbeitnehmer immer mehr projektbezogen einsetzen, kommt Ihren eigenen Kernkompetenzen immer mehr Bedeutung zu. Wenn aber schon nur wenige Unternehmen Ihre echten Kernkompetenzen kennen und systematisch weiterentwickeln, dann müssen in Zukunft auch Menschen Ihre Kernkompetenzen genau kennen und lernen, sie punktgenau einzusetzen.
Das ist denn auch meine erste Empfehlung als Massnahme gegen eine Substituierung durch Maschinen. Tun Sie etwas sehr wichtiges für sich selbst. Entdecken Sie, vielleicht zusammen mit einem kompetenten Begleiter, Ihre Kernkompetenzen und suchen Sie einen Weg, diese systematisch weiterzuentwickeln.
Die Kolumne von Peter Meierhofer, lic. oec. HSG, Gründer und Geschäftsführer der OUTPLACEMENT50PLUS GmbH (www.outplacement50plus.com), Pionier der Outplacement-Beratung und Neuorientierung im mittleren Lebensalter, soll Menschen dazu ermutigen, individuelle Lösungen für ihre berufliche Zukunft zu finden.
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