PSYCHOLOGIE
So gelingen die perfekten Ferien
Mit einem Menschen ist es wie mit einem Akku. Ist er viel im Einsatz, verbraucht er Energie und ist irgendwann leer. Dann muss er aufgeladen werden. Was für den Akku die Steckdose ist, sind für den Menschen die Ferien. In der längeren Verschnaufpause tanken wir wieder auf. Das bestätigen inzwischen zahlreiche Studien.
Ein deutsches Forscherteam von der Universität Konstanz zeigte, dass Lehrer sich direkt nach einem Urlaub weniger emotional erschöpft fühlten und nach den Ferien im Job mehr engagierten als vor der Pause. In einer niederländisch-deutschen Übersichtsstudie fand ein Psychologenteam sogar Hinweise darauf, dass Ferien die Lebenszufriedenheit steigern und zugleich gesundheitliche Beschwerden reduziert.
"Die Pause kann helfen, sich psychologisch von der Arbeit und anderen Alltagsroutinen oder -aufgaben abzulösen", erklären die Psychologin Jessica de Bloom und ihre Kollegen. Zugleich biete die freie Zeit eine hervorragende Möglichkeit, um ausgiebig persönlichen Interessen nachzugehen oder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.
Allerdings verfliegt der Erholungseffekt meist schnell. Länger als vier Wochen hält der Aufschwung aus den Ferien nicht an. Meist ist schon nach zwei Wochen wieder die Luft raus, so auch in der Lehrerstudie. Damit das Ferienfeeling nicht gleich am ersten Arbeitstag verloren geht, empfiehlt das Forscherduo aus Konstanz, sich in den Wochen nach der grossen Pause gezielt Erholungsmomente zu suchen.
Diese können die positiven Effekte der Ferien für einige Zeit konservieren. Experten empfehlen zudem, lieber mehrere kleinere Trips zu unternehmen, statt nur einmal im Jahr auf einer grossen Reise abzuschalten. Doch ist Verreisen überhaupt sinnvoll? Zwar sehen Forscher zahlreiche Stressmomente in einer Reise, dennoch ist klar: Eine Ferienreise ist eine effektive Möglichkeit, sich zu erholen.
De Bloom und ihre Forscherkollegen berichten gar von einer Untersuchung, die eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten bei Menschen feststellte, die jahrelang nicht verreist waren. Die Angestellten in ihrer eigenen Studie fühlten sich hingegen während ihrer Reisen gesünder, energiegeladener, weniger angespannt und müde sowie zufriedener als zuvor.
Dabei war es allerdings unerheblich, ob die Reise nur ein verlängertes Wochenende umfasste oder neun Tage dauerte; der Akku war bei vielen auch schon nach wenigen Tagen wieder voll. Dennoch: "Es macht vermutlich keinen Unterschied, ob ich meinen Urlaub zu Hause oder auf Reisen verbringe, solange ich von meiner Arbeit abschalten kann", sagt Jessica de Bloom, die heute an der University of Tampere in Finnland forscht.
Wer daheim alles Verpflichtende wegschieben und sich entspannen kann, der erhole sich in seinen eigenen vier Wänden genauso gut wie Reisende. Damit der Ferientrip wirklich entspannt, müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Neben einer angenehmen Unterkunft und Verpflegung können Reisende selbst viel daran mitwirken, dass sie sich während ihrer Auszeit optimal erholen.
Am besten schalten Sie vom Arbeitsalltag ab, wenn Sie folgende Ratschläge von Forschern berücksichtigen - egal, ob am Palmenstrand oder auf Balkonien.
- Delegieren Sie vor dem Urlaub Arbeit, die während der Abwesenheit liegen bleiben würde. Überlegen Sie, ob es einen Kollegen gibt, der einige Aufgaben mit übernehmen könnte. Dann bleibt nicht zu viel Arbeit liegen und die To-Do-Liste erschlägt Sie nicht gleich am ersten Arbeitstag. Das frisst frisch getankte Energie besonders schnell auf.
- Versuchen Sie nicht, vor dem Urlaub noch besonders viel Arbeit zu erledigen. Das vermindert das Wohlbefinden vor einer Reise und kann sogar die berühmte Freizeitgrippe begünstigen. Etwa drei Prozent aller Erwachsenen leiden unter dieser grippeähnlichen Erkältung, sobald sie von stressiger Arbeit in den Urlaubsmodus wechseln.
- Versuchen Sie in Ihrem Urlaub, von der Arbeit abzuschalten. Dazu gehört auch das Mobiltelefon abzustellen oder Kollegen vor den Ferien darum zu bitten, nicht anzurufen. Halten Sie Abstand zum Internet, um ja nicht in die Versuchung zu kommen, E-Mails zu beantworten.
- Ferien müssen nicht perfekt sein. Nehmen Sie Ungeplantes, kleine Ärgernisse oder Pannen mit Gelassenheit. Bereiten Sie sich auf Ihren Urlaub vor, dann umgehen Sie viele Konfliktpunkte. "Krankheit im Urlaub lässt sich besser ertragen, wenn man bereits eine Reiseapotheke mitführt", rät de Bloom.
- Probieren Sie in den Ferien mal etwas Neues aus. Ob eine unbekannte Speise oder Klippensprünge ins Meer: Seien Sie offen für andere Kulturen und ungewohnte Aktivitäten. Dadurch lernen Sie dazu und fordern sich heraus.
- Treffen Sie Freunde und hängen Sie einfach mal herum. Soziale, aber auch passive Tätigkeiten wie Lesen fördern im Sommerurlaub Gesundheit und Wohlbefinden. Im Winterurlaub ist es allerdings andersherum: "Da reist man schliesslich zum Skifahren oder Wandern und möchte nicht auf der Hütte ausharren", sagt de Bloom. Folglich sei dann ein aktiver Tagesplan besser für die Erholung. Im Sommer reiche vielen aber der Strand und ein Buch.
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