Musik – Massage für unser Gehirn

Können Sie sich eine Welt ohne Musik vorstellen? Wohl kaum. Es ist faszinierend, dass Musik in allen Kulturen schon immer eine Rolle gespielt hat.
Musik tut gut und kann entspannen
Musik tut gut und kann entspannen. (Bild Scott Kelley on Unsplash)

Menschen in der ganzen Welt reagieren ähnlich auf Musik. Musik tut gut und kann entspannen, trösten, aktivieren, motivieren und vieles mehr. Musik kann aber noch viel mehr: Unabhängig vom Alter verbessert sie unsere Gehirngesundheit und -fitness und macht uns schlauer, glücklicher, kreativer und produktiver. Das tönt fast zu gut, um wahr zu sein, oder?

Schauen wir uns mal an, was im Gehirn vorgeht bei Musik. Fortschritte in den Neurowissenschaften haben diesen Blick ins Gehirn ermöglicht und heute gibt es sogar einen eigenen Forschungsbereich «Neuromusikologie», der sich mit dieser Frage auseinandersetzt. Die Befunde zeigen auf, dass das Spielen von Musik eine von wenigen Aktivitäten ist, welche beide Hirnhemisphären und sozusagen alle Areale des Gehirns simultan aktiviert. Weiterhin zeigen Untersuchungen, dass Menschen, die viel Musik machen, ein grösseres Corpus Callosum haben, d.h. eine grössere Verbindungsbrücke zwischen den beiden Hirnhemisphären, welche die Informationsübertragung ermöglicht. Dies legt nahe, dass die beiden Hirnhälften besser miteinander kommunizieren können. Dank der Neuroplastizität des Gehirns bewirken musikalische Reize neue Verschaltungen von Nervenzellen und erhöhte Vernetzung von Hirnarealen.

Solche Befunde können erklären, warum das Machen aber auch schon nur das Hören von Musik, von Instrumentalmusik im Speziellen, einen positiven Einfluss auf Merkfähigkeit, Konzentration, flexibles Denken, sprachliche Fähigkeiten und Koordinationsfähigkeit haben.

Musik verändert aber nicht nur die Informationsverarbeitung im Gehirn, sondern beeinflusst auch die chemischen Botenstoffe im Gehirn. So führt das Hören von Musik zu einer erhöhten Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin. Dopamin ist sozusagen unser «Motivationsmolekül» und ein wichtiger Bestandteil unseres Belohnungssystems. Zudem erhöht das Hören von live Musik oder das Musizieren oder Singen gemeinsam mit anderen das Hirnhormon Oxytocin. Oxytocin ist unser Bindungshormon und stärkt das Wir-Gefühl und Vertrauen. Beide dieser Hormone reduzieren Stressreaktionen und erhöhen das Wohlergehen.

Es ist klar, dass es nie zu spät ist, um von Musik zu profitieren. Tatsächlich kann das Hören von Musik das Gedächtnis älterer Personen verbessen. Grossflächige Untersuchungen zeigen, dass ältere Personen, die regelmässig singen, tanzen oder ein Instrument spielen, einen kognitiven Gewinn haben. Gemäss diesen Untersuchungen schützt Musik stärker als andere Hobbies vor Gedächtnisproblemen und kognitivem Abbau. Eindrücklich ist zudem die Wirkung von Musik bei Menschen mit dementiellen Erkrankungen. Musik kann bei ihnen Erinnerungen und Lebensgeister reaktivieren und als effektive Therapie eingesetzt werden.

Hirnforschende aus aller Welt sind sich einig, dass Musik etwas enorm Gewinnbringendes ist für das Gehirn. Wir dürfen Musik in unseren täglichen Ablauf integrieren und haben damit eine einfache und vor allem genüssliche Methode, unserem Geist etwas Gutes zu tun.

Barbara Studer ist Neuropsychologin und Dozentin. Sie leitet Synapso, die Fachstelle für Lernen und Gedächtnis der Universität, welche regelmässig Workshops und Vorträge anbietet. Vor Kurzem hat sie die Plattform www.hirncoach.ch initiiert, welche älteren Personen kostenlos Anregungen für die tägliche Hirnfitness liefert. Wenn man sich einmalig auf der Homepage registriert, bekommt man danach alle 2 Wochen Übungen und Impulse zugeschickt.


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