INKONTINENZ
Das Thema braucht mehr Aufmerksamkeit statt Scham
Das Thema Inkontinenz braucht mehr Aufmerksamkeit statt Scham
Rund 200 Millionen Menschen weltweit sind von Inkontinenz betroffen, allein in Deutschland sind es 10 Millionen. Und trotzdem wird diese Krankheit, und nur das ist es, in der Öffentlichkeit noch immer totgeschwiegen. Genau das aber ist ein Fehler. So erhalten Betroffene nicht die Unterstützung und Hilfe, die sie brauchen. Das beeinträchtigt wiederum die Lebensqualität und die psychische Gesundheit in erheblichem Masse. Umso wichtiger ist es, über Inkontinenz aufzuklären und die Gesellschaft für mehr Akzeptanz zu sensibilisieren.
Die häufigsten Formen der Inkontinenz
Inkontinenz ist ein Thema, das aus den unterschiedlichsten Gründen stigmatisiert wird. Zum einen ist es natürlich die Scham der Betroffenen, die Blase nicht unter Kontrolle zu haben. Tatsächlich aber ist Inkontinenz eine medizinische Erkrankung, die durchaus auch jüngere Menschen betreffen kann. Blasenschwäche ist weder eine Frage des Alters, noch ein Anzeichen für Schwäche oder mangelnde Kontrolle. Die Ursachen sind vielfältig. Die häufigsten Formen sind die Stress-, Drang-, Überlauf- und Funktionelle Inkontinenz. Bei einer Stressinkontinenz führt ein erhöhter Druck auf die Blase, zum Beispiel durch Niesen, Husten, Lachen oder körperliche Anstrengungen, dazu, dass Urin unkontrolliert abgeht. Eine hyperaktive Blase ist die Ursache für eine sogenannte Dranginkontinenz. Betroffene verspüren einen plötzlichen und sehr starken Drang, dem sie nicht widerstehen können. Eine Überlaufinkontinenz liegt vor, wenn beim Wasserlassen Reste in der Blase verbleiben. Und eine funktionelle Inkontinenz wird dadurch gekennzeichnet, dass Betroffene wegen körperlicher Beeinträchtigungen die Toilette nicht rechtzeitig erreichen können. Alle Formen der Inkontinenz können in jedem Alter auftreten.
Die Betroffenen leiden still
Wie eine europäische Studie zur Inkontinenz herausgefunden hat, fühlen sich 74 Prozent der Betroffenen durch die Krankheit stark in ihrem Alltag eingeschränkt, aber 39 Prozent haben noch nicht einmal mit ihrem Partner über das Problem gesprochen. Sie leiden wortwörtlich im Stillen. Hilflos ausgeliefert ist man keiner Form der Inkontinenz. Es gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsmittel, die den Alltag erheblich erleichtern. Es kommt nur darauf an, möglichst frühzeitig eine genaue Diagnose zu bekommen und über Behandlung und Hilfsmittel Bescheid zu wissen. Nicht immer ist ein chirurgischer Eingriff nötig, je nach Ursache und Schwere helfen schon Medikamente und physiotherapeutische Übungen. Auch das Angebot an Hilfsmitteln ist gross und reicht von einfachen Einlagen bis hin zu spezieller Unterwäsche. Sie geben den Betroffenen ein Sicherheitsgefühl und ermöglichen es, den Alltag wie gewünscht zu gestalten. Durch entsprechende Aufklärung können Betroffene lernen, wie sie mit der Krankheit umgehen, ohne dass sie den Alltag zu sehr beeinträchtigt.
Aufklärung für mehr Verständnis
Das setzt aber voraus, dass auch in der Öffentlichkeit über das Thema gesprochen wird. Ziel muss sein, Vorurteile abzubauen und Verständnis für den oft schwierigen Alltag Betroffener und ihrer Angehörigen zu wecken. Denn noch immer gilt Inkontinenz in vielen Kulturen als peinlich. Inkontinenz betrifft einen sehr intimen Bereich des Lebens, über den ohnehin nicht gerne gesprochen wird, nicht einmal innerhalb der Familie oder des Freundeskreises. Dieses Schweigen auf beiden Seiten aber macht die Krankheit schlimmer als sie sein müsste. Betroffene fühlen sich alleingelassen und isolieren sich zunehmend. Das wiederum kann zu schweren psychischen Belastungen bis hin zu Depressionen und Angstzuständen führen. So fühlten sich laut europäischer Inkontinenzstudie 61 Prozent der Befragten nach einem offenen Gespräch gleich besser unterstützt.
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