LEBENSQUALITÄT
Den Alltag daheim mit Beatmungspflege meistern

Eine schwere Erkrankung oder ein plötzlicher medizinischer Vorfall können dazu führen, dass Menschen dauerhaft auf technische Unterstützung beim Atmen angewiesen sind. In solchen Fällen kommt die sogenannte Beatmungspflege als eine der anspruchsvollsten Formen der Pflege zum Einsatz. Hierbei ist sowohl medizinisch als auch organisatorisch einiges zu beachten. Trotzdem ist es auch für beatmete Patienten möglich, ein stabiles und lebenswertes Leben zu führen, wenn die richtigen Strukturen dafür geschaffen werden.
Medizinische Versorgung mit hoher Verantwortung
Beatmungspflege wird immer dann erforderlich, wenn die natürliche Atmung nicht mehr ausreicht, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Dabei handelt es sich nahezu immer um eine Form der Intensivpflege. Das dafür eingesetzte Pflegepersonal muss gut geschult sein und über die erforderliche Qualifikation zum Umgang mit den verwendeten Geräten verfügen.
Potenzielle Komplikationen müssen unbedingt rechtzeitig erkannt werden. Dazu zählen beispielsweise verstopfte Kanülen, Atemwegsinfektionen oder auch Druckstellen durch Masken. Auch die psychosoziale Betreuung spielt eine wichtige Rolle, da leider viele beatmete Patienten unter Isolation oder Ängsten leiden.
Wann Beatmungspflege notwendig wird
Der Bedarf an Beatmungspflege entwickelt sich oftmals schleichend im Zuge von chronischen Erkrankungen. Er kann aber auch plötzlich auftreten, etwa nach einer Operation mit Komplikationen oder einem Unfall mit Atemlähmung.
Die Beatmung kann entweder invasiv über ein Tracheostoma oder nicht-invasiv über eine Maske erfolgen. Welche Methode sinnvoll ist, hängt vom klinischen Zustand, der Langzeitprognose und der Kooperationsfähigkeit des Patienten ab. Auch die ausschliesslich nächtliche Beatmung bei chronischer Übermüdung oder ausgeprägter Atemschwäche ist möglich.
Welche Erkrankungen können Beatmungspflege erforderlich machen?
Die Ursachen für den Bedarf nach dauerhafter Beatmung sind vielfältig. Oft sind es fortschreitende Erkrankungen, bei denen die Atemmuskulatur geschwächt ist. In anderen Fällen verhindert eine Schädigung des zentralen Nervensystems die eigenständige Atmung. Zu den häufigsten Auslösern gehören:
- Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
- Multiple Sklerose (MS) in fortgeschrittenem Stadium
- Hohe Querschnittslähmung nach einem Unfall
- Schlaganfall mit Beteiligung des Atemzentrums
- Tumorerkrankungen im Hals- oder Brustbereich
- Langzeitfolgen nach schwerer Sepsis oder Lungenversagen
- COVID-19 mit bleibender Ateminsuffizienz
Ist ein Patient durch eine dieser Erkrankungen oder eine andere Ursache auf eine dauerhafte Beatmung angewiesen, muss die passende Versorgungsform individuell ermittelt werden, wobei auch Faktoren wie Mobilität, psychische Belastbarkeit und mögliche familiäre Unterstützung zu berücksichtigen sind.
Technische Hilfsmittel für die Beatmung
Soll die Beatmung zu Hause erfolgen, ist dafür eine spezialisierte technische Ausstattung erforderlich. Neben dem eigentlichen Beatmungsgerät werden weitere Komponenten benötigt. Dazu zählen unter anderem:
- Absauggeräte
- Sauerstoffsysteme
- Überwachungsmonitore
- Notfallausrüstung
All das muss dauerhaft verfügbar und funktionsbereit sein, um jederzeit eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Die Pflegekräfte müssen gut im Umgang mit den Geräten geschult sein, um jederzeit sicher reagieren zu können. Für Angehörige ist es ratsam, sich zumindest mit den Grundlagen der Technik vertraut zu machen.
Pflege zu Hause – Ist das bei Beatmungsbedürftigkeit realistisch?
Die Pflege von beatmungsbedürftigen Patienten ist zwar aufwendig, dennoch kann sie heutzutage häufig im häuslichen Umfeld erfolgen. Voraussetzung dafür ist, dass eine geeignete Wohnumgebung vorhanden ist und ein spezialisierter Pflegedienst die Versorgung übernimmt. Der Vorteil der häuslichen Beatmungspflege liegt in der vertrauten Umgebung und der Nähe zur Familie. Diese beiden Faktoren tragen erheblich zur Lebensqualität bei und sorgen häufig dafür, dass die Betroffenen aktiver am Leben teilnehmen und ihren Alltag trotz technischer Unterstützung als würdevoll erleben.
Notwendige Umbauten und Anpassungen
Je nach Krankheitsbild und baulichen Voraussetzungen sind für eine bedarfsgerechte Versorgung bei der häuslichen Beatmungspflege technische und bauliche Anpassungen häufig unumgänglich. Die Stromversorgung muss stabil und ausfallsicher sein, da Beatmungsgeräte auf Dauerbetrieb angewiesen sind.
Versicherungen und Pflegekassen gewähren häufig Zuschüsse für den Umbau. Je nachdem, ob Pflegebett, Lift, Duschhilfen oder andere Hilfsmittel benötigt werden, können unterschiedliche Anträge erforderlich sein. Eine professionelle Beratung ist dabei ratsam, damit alle Massnahmen zeitnah geplant und umgesetzt werden können.
Den richtigen Pflegedienst wählen
Nicht jeder Pflegedienst ist auf Beatmungspflege vorbereitet. Es braucht speziell ausgebildete Pflegefachkräfte, die regelmässig geschult werden und mit der technischen Ausrüstung umgehen können. Gute Pflegedienste zeichnen sich durch klare Notfallpläne, ein stabiles Team und transparente Kommunikation aus. Oft ist bei beatmeten Patienten eine 24-Stunden-Pflege erforderlich, die nur durch spezialisierte Anbieter mit ausreichender Personalstärke abgedeckt werden kann, da sie eine zuverlässige Schichtplanung und ein eingespieltes Pflegeteam erfordert.
Selbstbestimmung trotz Pflegebedarf
Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, ist ein selbstbestimmtes Leben auch mit Beatmungspflege realisierbar. Wichtig sind oftmals feste Tagesstrukturen, individuelle Förderung, soziale Kontakte und die Berücksichtigung persönlicher Wünsche. Dank moderner Pflegekonzepte ist es mittlerweile mehr Betroffenen möglich, aktiv am Leben teilzunehmen, den eigenen Alltag mitzugestalten und selbstbestimmte Entscheidungen über die eigene Pflege zu treffen. Eine gute Versorgung stellt auch bei der anspruchsvollen Beatmungspflege nicht die Technik, sondern den Menschen in den Mittelpunkt.
Überforderung vorbeugen
Für die Angehörigen geht die Beatmungspflege oft mit grossen Belastungen einher. Sowohl organisatorisch als auch emotional führt die Verantwortung manchmal an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit.
Wichtig ist, sich selbst Überforderung einzugestehen, die eigenen Bedürfnisse nicht vollständig aus dem Blick zu verlieren und rechtzeitig Hilfe von aussen in Anspruch zu nehmen. Klare Absprachen mit dem Pflegedienst schaffen Raum für persönlichen Rückzug und eine Struktur, auf die im Alltag Verlass ist.
Wann ist die Entscheidung für eine Pflegeeinrichtung sinnvoll?
Nicht immer ist die Pflege daheim die beste Entscheidung. Insbesondere wenn die Wohnverhältnisse dafür ungeeignet sind oder es keine Angehörigen vor Ort gibt, die den Pflegebedürftigen unterstützen können, kann eine spezialisierte Einrichtung die bessere Wahl sein. Dort ist eine umfassende Betreuung rund um die Uhr sichergestellt.
Es gibt Pflegeeinrichtungen, die sich auf Beatmungspflege spezialisiert haben und ein auf Lebensqualität ausgerichtetes Umfeld mit Therapieangeboten, Freizeitaktivitäten und ärztlicher Begleitung bieten können. Eine gründliche Auswahl und die Berücksichtigung individueller Wünsche und Bedürfnisse sind wichtig, damit Pflege nicht nur funktional, sondern auch persönlich stimmig gestaltet werden kann.
Zuschüsse, Leistungen, Eigenanteile – Pflegekosten verstehen und bewältigen
Die Kosten für Beatmungspflege sind hoch, werden aber in vielen Fällen durch die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung gedeckt. Die Beatmung selbst fällt in den Leistungsbereich der Krankenkasse. Weitere Unterstützungsleistungen wie Pflegegeld, Sachleistungen oder Zuschüsse für Wohnraumanpassung kommen von der Pflegeversicherung und sind abhängig vom Pflegegrad.
Unabhängig davon, ob die Wahl auf die häusliche Pflege oder eine stationäre Einrichtung fällt, ist es wichtig, vorhandene Möglichkeiten der Finanzierung auszuschöpfen und sich umfassend beraten zu lassen, bevor Verträge geschlossen werden.
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