LEIPZIGER BUCHMESSE
Die fünf Nominierungen für die Übersetzung des Jahres

Dies um Autoren, Verlagen und Lesern eine Plattform für die Welt der Bücher zu bieten. Lange Schlangen vor den Eingängen und ein buntes Gedränge zeigen, dass das Lesen und die Bücher auch in Zeiten der digitalen Unterhaltung noch immer sehr beliebt sind.
Die Leipziger Buchmesse 2025 – die Preise für Übersetzung
Die Leipziger Buchmesse zieht in jedem Jahr Zehntausende Literaturinteressierte in die bekannte Messestadt in Mitteldeutschland. Zwar sind die Umsätze für Bücher im letzten Jahr leicht um 2 Prozent gesunken, aber das Lesen gehört nicht nur für Ältere zu einer wichtigen Freizeitbeschäftigung. Auch in diesem Jahr gibt es nicht nur für die Besucher viel zu entdecken, sondern es werden auch wieder 15 Preise an die Kulturschaffenden verliehen. Neben Auszeichnungen für die Kategorien Sachbuch und Belletristik gibt es auch einen Preis für die beste Übersetzung. Die fünf Nominierten für die Übersetzung des Jahres bei der Leipziger Buchmesse sind als polnischer Übersetzer Olaf Kühl, aber auch Lilian Peters, Verena von Koskull, Thomas Weiler und Julia Wolf.
"Kälte" von Szczepan Twardoch, übersetzt von Olaf Kühl aus dem Polnischen
Im Roman "Kälte" des polnischen Autors Szczepan Twardoch erzählt die Geschichte vom Überleben in der eisigen Umgebung der Arktis. In der Geisterstadt Pyramiden inmitten des antarktischen Ozeans trifft der Protagonist auf eine ältere Frau, die ihn auf ihrem Boot mitnimmt. Sie übergibt ihm ein Notizbuch eines Trotzkisten, der die Russische Revolution miterlebte. Er hatte eine Frau und zwei Töchter, die alle drei vor Stalin fliehen, während er, Konrad Widoch, im Gulag landete.
Doch auch ihm gelingt die Flucht. Nun sucht er seine Familie. Sein unglaublich gefährlicher, ja lebensbedrohlicher Weg zeichnet das Buch auf brutale Weise nach. Olaf Kühl gelingt eine grandiose Übersetzung, die all die Facetten und die Erlebnisse der fiktiven Version des Autors vom Polnischen ins Deutsche hebt, ohne dabei etwas von der Eindringlichkeit und der vielfältigen Stilistik des Romans zu verlieren.
"Angst vorm Fliegen" von Erica Jong, übersetzt von Lilian Peter aus dem Amerikanischen
Erica Jongs Skandalroman "Die Angst vorm Fliegen" wurde schon einmal übersetzt. Die für den Preis nominierte Lilian Peter überrascht nun aber mit einer Neuübersetzung. Hinter der Entscheidung des Ecco-Verlages zur neuen Übersetzung steckt vor allem, mit Lilian Peters Arbeit den Roman in eine neue Zeit zu heben und eine neue Sichtweise auf das Buch zu ermöglichen. Die alten Übersetzungen nämlich sind geprägt vom Weltbild der 1960er und 1970er Jahre, in denen Männer die Literaturbranche dominierten, was sich auch an der Wortwahl und der Darstellung des Charakters und der Weltsicht der Protagonisten zeigte. Mit der Neuübersetzung gelingt es auf beeindruckende Weise, die Angst vor dem echten Fliegen und die vor der Freiheit von Isadora Wing, einer jüdischen Schriftstellerin aus der Upper West Side von New York, neu zu zeichnen.
"Umlaufbahnen" von Samantha Harvey, übersetzt von Julia Wolf aus dem Englischen
Julia Wolf ist die Übersetzerin des Romans "Umlaufbahnen", welcher sich mit der grossen Frage der menschlichen Existenz im Universum beschäftigt. Booker-Prize-Gewinnerin Samantha Harvey begleitet in dem Buch sechs Astronauten und Astronautinnen auf einer Raumstation, die die Erde umkreist. Das Buch erzählt von alltäglichen Dingen, vom Essen und vom Daten sammeln, verknüpft diese aber mit metaphysischen Gedanken um die Banalität des menschlichen Daseins an sich.
"Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten" von Ales Adamowitsch, Janka Bryl, Uladsimir Kalesnik, übersetzt von Thomas Weiler aus dem Belarussischen
Thomas Weiler, ein Leipziger, übersetzte das Buch "Feuerdörfer" und muss sich dabei mit Grausamkeiten und Schrecken auseinandersetzen, die unvorstellbar sind. Im Buch kommen Menschen zu Wort, die es geschafft haben, im sowjetischen Belarus den Schrecken von Strafkommandos der Wehrmacht, der SS und ihrer Helfer zu überleben. Es sind Menschen, die durchs Feuer gegangen sind, die schon unter der Erde waren, wie es im Vorwort heisst. Erstmals erscheint dieses erschütternde Buch auf Deutsch, und Thomas Weiler schafft es, diesen Menschen eine neue Stimme zu geben. Eine Stimme, die nach dem Lesen noch lange, wohl für immer, nachhallt.
"Die Eisenbahnen Mexikos" von Gian Marco Griffi, übersetzt von Verena von Koskull aus dem Italienischen
Verena von Koskull ist für die Übersetzung des Romans "Die Eisenbahnen Mexikos" von Gian Marco Griffis nominiert. Das Buch erzählt eine mitreissende Geschichte des jungen Unteroffiziers Cesco Magetti, der 1944 mit anderen wegen Desertation und Verrat im Gefängnis im italienischen Asti sitzt. Er soll eine Karte des mexikanischen Eisenbahnnetzes zeichnen. Dieser so sinnlose Auftrag wird für Cesco zur Odyssee, denn rund um das italienische Asti gibt es nur ein Buch, welches ihm hilfreich sein könnte – und das ist verschwunden. Cesco macht sich auf die verzweifelte Suche und trifft dabei auf die schöne Bibliothekarin Tikle, die sein Herz berührt.
Verena von Koskull schafft es, den Roman auf eine Weise vom Italienischen ins Deutsche zu übersetzen, die all die Facetten des Krieges, aber vor allem die fast nebenbei erzählte rührende Geschichte von Tikle und Cesco wiedergibt.
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