RISIKEN UND NUTZEN
Medizinisches Cannabis in der Demenztherapie

Noch gibt es keine Heilung, aber die Forschung sucht nach Wegen, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Eine Möglichkeit ist der Einsatz von medizinischem Cannabis.
Was früher als Droge im Umfeld der Hippie-Kultur galt, wird heute zunehmend als Medikament anerkannt, das sich auch bei altersbedingten Erkrankungen einsetzen lässt.
Doch wie wirksam ist Cannabis bei Demenz? Welche Risiken bestehen? Und für wen kommt es überhaupt infrage? Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick.
Was ist medizinisches Cannabis?
Medizinisches Cannabis stammt von der Hanfpflanze und enthält Wirkstoffe wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Diese sogenannten Cannabinoide beeinflussen das körpereigene Endocannabinoid-System, das unter anderem für Schmerzempfinden, Appetit, Stimmung und Gedächtnis zuständig ist.
In Deutschland dürfen Ärzte medizinisches Cannabis seit 2017 bei bestimmten Krankheiten in Form von Tropfen, Ölen, Sprays oder Kapseln verschreiben. In den meisten Fällen erhalten Patienten getrocknete Blüten oder Extrakte, die sich individuell dosieren lassen.
Darum ist Cannabis bei Demenz interessant
Demenz ist ein Überbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, bei denen Nervenzellen im Gehirn absterben. Am bekanntesten ist die Alzheimer-Krankheit. Die Symptome reichen von Gedächtnisverlust über Orientierungsprobleme bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen und Unruhe.
Diese Symptome stellen Angehörige und Pflegekräfte oft vor grosse Probleme. Aggressionen, Angstzustände, nächtliche Unruhe oder Depressionen belasten das Zusammenleben. Und genau hier setzt das Interesse an Cannabis an: Einige Studien deuten darauf hin, dass Cannabinoide helfen könnten, diese Begleitsymptome zu lindern.
Mögliche positive Wirkungen
Im Rahmen einer israelischen Studie aus dem Jahr 2023 haben Ärzte und Angehörige die beruhigende Wirkung von Cannabisprodukten bei Demenzpatienten beobachtet. THC kann dazu beitragen, emotionale Ausbrüche oder nächtliche Unruhe zu reduzieren.
Cannabis kann den Patienten auch dabei helfen, besser zu schlafen. Schlafstörungen sind bei Demenz ein häufiges Problem.
Das Cannabinoid CBD (das nicht berauschend wirkt) kann Ängste lösen und die Stimmung aufhellen, was besonders sensiblen und depressiven Patienten hilft.
Viele demente Menschen verlieren den Appetit, manche durch die Krankheit selbst oder durch Medikamente. Die Inhaltsstoffe von Cannabis, insbesondere THC, können den Appetit fördern.
Was die Wissenschaft sagt
Momentan gibt es nur wenige Forschungsergebnisse, die sich mit den Auswirkungen von Cannabis auf Demenzpatienten beschäftigen. Die meisten Erkenntnisse stammen aus Berichten zu einzelnen Fällen oder Versuchen mit geringer Aussagekraft.
Cannabis ist deshalb bei Demenz kein anerkanntes Standardmedikament. Es kann im Einzelfall helfen, ist aber nicht ohne Vorbehalte zu empfehlen.
Risiken und Nebenwirkungen
Wie viele Medikamente hat Cannabis Nebenwirkungen. Vor allem THC kann zu Symptomen wie Schwindel, Verwirrtheit, Herzrasen, sinkendem Blutdruck, Müdigkeit oder Antriebslosigkeit führen.
Bei Menschen mit Demenz besteht ausserdem die Gefahr, dass sich Symptome wie Desorientierung oder Wahnvorstellungen verschlimmern. Besonders bei höheren THC-Dosen ist Vorsicht geboten.
Weil auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich sind, ist die Begleitung der Therapie durch einen Arzt unerlässlich.
Für wen kommt Cannabis infrage?
Medizinisches Cannabis kann eine Option sein, wenn herkömmliche Medikamente nicht ausreichend wirken oder zu viele Nebenwirkungen verursachen. Das gilt besonders bei schwerer Unruhe, Aggressionen, Angstzuständen, chronischen Schmerzen und Schlafstörungen.
Die Voraussetzung für eine Behandlung mit medizinischem Cannabis ist immer ein ärztliches Gutachten. Der behandelnde Arzt muss den Nutzen und die Risiken der Behandlung abwägen.
So bekommt man medizinisches Cannabis
In Deutschland ist medizinisches Cannabis verschreibungspflichtig. Wer sich damit behandeln lassen möchte, braucht ein Rezept von einem Arzt, der Erfahrung mit solchen Therapien hat. Das können Hausärzte, Schmerztherapeuten, Neurologen oder Palliativmediziner sein.
Nicht jeder Arzt kennt sich damit aus oder ist offen für das Thema. Hier kann es sinnvoll sein, sich an spezialisierte Anbieter zu wenden. Eine Möglichkeit ist etwa, ein Cannabis Rezept online über Flowzz (ein Verzeichnis von Cannabis-Sorten und Apotheken, die gültige Rezepte anbieten).
Kosten und Erstattung
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für medizinisches Cannabis nur in bestimmten Fällen, vor allem dann, wenn andere Therapien ausgeschöpft sind. Dafür muss der behandelnde Arzt einen Antrag bei der Krankenkasse stellen. Falls die Krankenkasse den Antrag ablehnt, bleibt nur die private Bezahlung.
Je nach Produkt, Dosierung und Anbieter können Kosten zwischen 200 und 500 Euro pro Monat anfallen.
Cannabis ist kein Wundermittel, aber manchmal eine Hilfe
Viele Menschen hoffen bei Demenz auf Heilung. Diese Erwartung kann Cannabis nicht erfüllen. Es kann die Krankheit nicht aufhalten. Doch es kann in vielen Fällen helfen, die Lebensqualität der Betroffenen und ihres Umfelds zu verbessern.
Wichtig ist ein realistischer Umgang mit dem Thema. Cannabis kann ein möglicher Baustein in einer ganzheitlichen Therapie sein, die auch Bewegung, gesunde Ernährung, geistige Anregung und liebevolle Betreuung umfasst.
Darauf sollten Sie achten
Wenn Sie oder ein Angehöriger über eine Behandlung mit medizinischem Cannabis nachdenken, ist der erste Schritt das Gespräch mit einem erfahrenen Arzt, der Sie über mögliche Wirkungen und Risiken aufklärt. Normalerweise beginnt man mit einer niedrigen Dosierung und beobachtet die Reaktionen des Körpers. Dabei hilft es, Veränderungen im Verhalten, Schlaf oder Wohlbefinden des Demenzkranken genau zu dokumentieren.
Ängste vor Cannabistherapien sind unnötig, Vorsicht ist aber angebracht
Die Diskussion über medizinisches Cannabis wird auch in Zukunft weitergehen. Neue Studien könnten die Wirksamkeit besser belegen. Bis dahin bleibt Cannabis bei Demenz eine individuelle Entscheidung. Für manche kann es eine Hilfe sein, für andere ist es ungeeignet.
Wenn Sie sich gut informieren, die Therapie ärztlich begleiten lassen und auf die Reaktionen Ihres Körpers achten, kann Cannabis eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen Behandlung bieten.
Gerade in einer Zeit, in der immer mehr Menschen von Demenz betroffen sind, ist jede Verbesserung der Lebensqualität ein Gewinn für alle Beteiligten.
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