RENTENLÜCKE
Rentenlücke schließen mit über 50
Hat man erst mal die 40 oder 50 überschritten, macht das die Sache nicht unbedingt einfacher. Doch zu spät ist es nicht.
Die Rentenlücke droht: Obwohl jahrzehntelang viel Geld in die Rentenversicherung eingezahlt wurde, reicht es bei vielen Versicherten im Alter vermutlich nicht aus, um den Lebensstandard zu halten. Was kann man tun, um die Lücke zu schliessen, wenn man die 50 erst einmal überschritten hat?
Was bedeutet "Rentenlücke" genau?
Die sogenannte Rentenlücke ist die Differenz, die sich zwischen der tatsächlich zu erwartenden Rente und dem Betrag ergibt, der zur Aufrechterhaltung des gewohnten Lebensstandards erforderlich ist. Experten gehen davon aus, dass die meisten Menschen hierfür Altersbezüge in Höhe von 60 bis 70 Prozent ihres letzten Einkommens benötigen. Die gesetzliche Rente deckt heute im Durchschnitt aber nur etwa 50 Prozent des letzten Bruttoeinkommens ab. Zwischen dieser Rentenzahlung und dem Lebensstandard-Minimum tut sich also eine Rentenlücke zwischen zehn und zwanzig Prozent auf. Und diese Lücke wird in den kommenden Jahrzehnten noch anwachsen. Fachleute gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2035 das Rentenniveau um weitere zehn Prozent sinken wird.
Woher weiss ich, wie gross meine Rentenlücke sein wird?
Viele Menschen, die sich das erste Mal über Ihre späteren Alterseinkünfte informieren sind erstaunt, wie gering die Zahlungen ausfallen werden. Und das obwohl man gefühlt Unsummen in die Rentenversicherung einzahlt. Um sich einen schnellen Überblick über die eigene Lage zu verschaffen helfen so genannte Rentenschätzer. Möglichkeiten hierfür gibt es z.B. unter Renteninformationsschreiben der Deutschen Rentenversicherung. Jeder gesetzlich Rentenversicherte bekommt diese Information einmal jährlich. Aufgeführt ist dort unter anderem die zu erwartende Altersrente.
Was kann ich selbst tun wenn die Zeit knapp wird?
Wer über 50 Jahre alt ist, hat ein Zeitproblem, denn die Rentenlücke zu schliessen bedarf Zeit, die man unter Umständen nicht mehr hat. Allgemein wird empfohlen, nicht nur auf ein Produkt zu setzen. Rentenexperten zufolge ist ein Mix aus drei Altersvorsorgemodellen am sinnvollsten für gesetzlich Versicherte. Das wichtigste Modell ist die gesetzliche Rente. Die zweite Schicht ist die geförderte Vorsorge, wie die Betriebsrente oder ein Riester-Vertrag. An dritter Stelle kommen dann die nicht geförderten Finanzprodukte, hierzu gehören zum Beispiel Aktien, Festgeld und andere private Kapitalanlagen. Mit der richtigen Strategie können auch Menschen über 50 noch Boden gutmachen.
Die gesetzliche Rentenversicherung
Die gesetzliche Rente ergibt sich aus den eingezahlten Beträgen während des Arbeitslebens. Wer nicht rentenversicherungspflichtig ist, weil er Freiberufler, Beamter oder Selbstständiger ist, sollte dennoch überlegen, sich zumindest über freiwillige Beiträge die gesetzliche Rente zu sichern. Sie liegt für Fachleute deutlich vor den privaten Rentenprodukten. Das Gesetz erlaubt es, grössere Beträge als freiwillige Einmalzahlungen vorab in die Rentenkasse einzuzahlen, um Abschläge (zum Beispiel bei einem früheren Rentenbeginn) auszugleichen. Generell kann man immer freiwillig mehr einzahlen, jedoch gibt es bei jüngeren Versicherten Grenzen für die Höhe der Zahlungen. Früher waren die grossen Einmalzahlungen erst ab 55 möglich, heute bereits ab 50 Jahren. Der Vorteil liegt darin, dass man eventuell früher in Rente gehen kann, denn für jeden Monat, der zum Beginn der Altersrente noch fehlt, werden 0,3 Prozent der Altersbezüge abgezogen. Wer also drei Jahre früher in den Ruhestand möchte, muss bereits auf 10,8 Prozent seiner Rente verzichten – bis ans Lebensende. Mit den Einmalzahlungen kann man diese Verluste reduzieren. Wer nicht früher aufhören will, kann auf diese Weise natürlich auch sein Rentenniveau anheben bzw. die Rentenlücke ausgleichen. Grosser Nachteil: Wer dies mit Anfang 50 machen möchte, muss einen fünfstelligen Betrag einplanen, der sich allerdings langfristig rechnen kann.
Riesterförderung: Besser als ihr Ruf
Die sogenannte Riesterförderung hat keinen sonderlich guten Ruf, ist aber objektiv betrachtet für viele Versicherte eine gute Möglichkeit, die Rentenlücke weiter zu schliessen. Doch es kommt immer auf das Produkt an. Sogenannte riestergeförderte Rentenversicherungen sind wegen ihrer hohen Abschlusskosten unattraktiv. Allerdings garantieren sie einen festen Rentenbetrag und sind damit sehr zukunftssicher. Kaum Kosten verursacht hingegen ein Banksparplan mit Riesterförderung. Gerade ältere Versicherte sollten aber auf risikoreiche Produkte wie einen Riesterfondssparplan verzichten. Oft werden auch Immobilien und damit verbundene Riesterprodukte empfohlen, weil sie eine spezielle Form der Altersvorsorge darstellen. Wer auch mit über 50 noch ein eigenes Haus möchte, kann dies über ein Wohnriester-Baudarlehen realisieren. Damit fällt der Kostenfaktor Miete im Alter weg. Weniger empfehlenswert ist mit über 50 ein Riester-Bausparvertrag, weil dieser längere Laufzeiten benötigt, um effektiv zu wirken. Kann man also den Nachteil der hohen Abschlusskosten vermeiden, kann das richtige Riesterprodukt die Rentenlücke verkleinern. Es ist jedoch nicht ganz einfach, bei knapp 1.800 Produkten das individuell richtige zu ermitteln. Eine Beratung macht daher in jedem Fall Sinn. Wer von der Riesterförderung ausgenommen ist, kann die sogenannte Rürup-Förderung ins Auge fassen. Sie ist für Selbstständige und Freiberufler über 50 durchaus zu empfehlen, sofern diese ein gutes Einkommen haben.
Betriebsrenten sind nicht immer von Vorteil
Eine zusätzliche Betriebsrente ist für viele Versicherte ein beruhigender Gedanke. Doch sie hat einige versteckte Nachteile. Die Beiträge werden aus dem Bruttolohn entrichtet, was im Gegenzug die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung verringert, weil das sozialpflichtige Einkommen insgesamt sinkt. Ausserdem werden bei Einzahlungen in die Betriebsrente keine Krankenversicherungsbeiträge einberechnet, die jedoch in der Auszahlungsphase voll zum Tragen kommen und die Rentenhöhe weiter verringern. Vorteilhaft ist die Betriebsrente vor allem dann, wenn der Arbeitgeber eine freiwillige Förderung zahlt.
Private Anlagen: Risiko versus Rendite
Bei privaten Anlagen gilt bei der Rentenvorsorge dasselbe wie für alle anderen Anlageformen: Man muss die eigene finanzielle Situation mit der zu erwartenden Entwicklung und dem künftigen Finanzbedarf abgleichen und ins Verhältnis zum Risiko und der Rendite des Produkts setzen. Im Klartext: Für die Rentenversicherung ist Sicherheit besonders wichtig, daher sind Aktien und Anleihen aufgrund ihres Verlustrisikos nur als Ergänzung zu empfehlen. Reduzieren lässt sich das Risiko vor allem durch eine breite Streuung, man sollte also nie alles auf eine Karte setzen. Investmentfonds können hierfür eine gute Wahl sein, dabei sollte man jedoch in erster Linie auf Mischfonds setzen, die das Risiko verteilen. Je höher das Risiko, desto grösser auch die Rendite. Deswegen sind Tagesgeld und Sparbuch kaum noch rentabel – sie bieten allerdings die grösste Sicherheit. Sie sind bei den derzeit niedrigen Zinsen aber oft nicht einmal ein Inflationsausgleich. Sofortrenten sind einigermassen sicher, können aber teuer kommen. Hierbei zahlt man eine grössere Summe ein und bekommt sofort eine regelmässige Rentenzahlung. Das kann bis zu einem gewissen Alter sinnvoll sein, aber wer zu spät damit anfängt, kann die Rente vermutlich nicht mehr lange genug geniessen, um das eingezahlte Geld wieder herauszubekommen. Immerhin lassen sich Sofortrenten jedoch an Hinterbliebene weiterreichen, wenn man dies im Vertrag entsprechend festlegt. Zu guter Letzt kann die Investition in Pflegeversicherungsprodukte ebenfalls eine finanzielle Entlastung im Alter darstellen. Sie sollte jedoch frühzeitig und vor allem vor Eintritt des Pflegefalls abgeschlossen werden, denn für ältere Menschen steigen die Beiträge rapide an.
Fazit:
Ein guter Mix aus privater und gesetzlicher Altersvorsorge kann die Rentenlücke wirksam verringern oder sogar ganz schliessen. Wichtig ist, möglichst vorzeitig damit anzufangen, aber auch wer bereits über 50 Jahre alt ist, muss keine Zukunftsangst haben, wenn er das Problem mit den richtigen Produkten angeht.
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