Tinnitus: Wenn Stille lauter wird als Lärm

Tinnitus trifft viele Menschen ab 50 und oft kommt er schleichend. Was wirklich hilft, wenn das Ohr pfeift, rauscht oder fiept.
Tinnitus: Wenn Stille lauter wird als Lärm
Das unangenehme Pfeifen im Ohr bei Tinnitus (Bild: iStock)

Wenn das Ohr nicht mehr schweigt

Es ist nicht das Brummen des Kühlschranks, nicht der alte Radiowecker und auch kein Nachbar mit lauter Heizung: Dieses Geräusch kommt von innen. Ein Pfeifen, Rauschen, Summen. Mal leise, mal laut, aber immer da. Wer Tinnitus kennt, weiss, dass die vermeintliche Stille ohrenbetäubend sein kann.

Tinnitus ist weit verbreitet, besonders ab 50, doch bleibt das Thema oft unsichtbar. Man arrangiert sich, versucht es zu ignorieren oder schiebt es auf zu viel Stress. Das Pfeifen im Ohr ist nicht einfach nur lästig, es ist ein Warnsignal. Und je früher Sie handeln, desto grösser sind die Chancen, es in den Griff zu bekommen.

Tinnitus ernst nehmen - sich aber nicht fürchten

Ein Tinnitus ist in den meisten Fällen harmlos. Er ist selten ein Zeichen für etwas Bedrohliches, wie einen Tumor oder Hörsturz. Trotzdem sollte er nicht einfach weggelächelt werden. Denn auch ein harmloses Phantomgeräusch kann den Alltag massiv beeinträchtigen.

Viele Betroffene zögern, ärztliche Hilfe zu suchen, weil sie denken, man könne ohnehin nichts tun. Das stimmt so nicht. Moderne Ansätze zeigen, Tinnitus ist kein Schicksal, sondern ein Signal. Wer das Ohrgeräusch als Anlass nimmt, genauer hinzuschauen, auf Stress, Lebensstil, Hörverhalten und innere Anspannung, kann aktiv gegensteuern.

Was wirklich helfen kann

Jedes Ohrgeräusch ist anders. Deshalb gibt es nicht den einen Trick, der immer funktioniert. Aber es gibt viele Wege, die Linderung bringen.

Geräuschtherapie - der Klang gegen das Klingeln
Stille ist oft der Feind bei Tinnitus. Deshalb setzen viele Therapien auf gezielte Hintergrundgeräusche. Leise Naturklänge, sanftes Rauschen, spezielle Musik. Diese sogenannten Noiser lenken das Gehirn um, weg vom Störgeräusch, hin zu entspannenden Tönen. Es geht nicht darum, das Dauergeräusch zu übertönen, sondern es neutraler erscheinen zu lassen. Besonders wirksam ist das, wenn das Gehirn lernt "Ich höre das Pfeifen, aber es stört mich nicht mehr".

Achtsamkeit und Entspannung
Stress ist einer der häufigsten Auslöser und Verstärker von Tinnitus. Wer lernt, achtsam mit dem eigenen Stresslevel umzugehen, kann die Wahrnehmung der Ohrgeräusche deutlich reduzieren. Besonders hilfreich sind:

  • Atemübungen mit rhythmischem Fokus (z. B. 4 Sekunden ein, 6 Sekunden aus)
  • Body-Scan-Methoden aus der Achtsamkeitspraxis
  • Tai Chi oder Qi Gong als bewegte Entspannung
  • Waldbaden - ein echter Geheimtipp zur inneren Beruhigung
  • Ernährung für die Ohren?

Auch wenn es zunächst ungewöhnlich klingt, die Durchblutung im Innenohr ist sensibel. Eine Ernährung, die das Gefässsystem unterstützt, kann auch dem Ohr helfen. Empfehlenswert sind:

  • Omega-3-Fettsäuren aus Leinöl oder fettem Fisch
  • Magnesium aus grünem Gemüse, Nüssen und Vollkorn
  • Wenig Zucker, wenig Alkohol, beides kann Ohrgeräusche verstärken

Aktuell wird der Einfluss von sekundären Pflanzenstoffen wie Curcumin (aus Kurkuma) auf die Entzündungsprozesse im Innenohr untersucht. Erste Ergebnisse sind vielversprechend.

Neue Wege bei Tinnitus - jenseits der Klassiker

Neben bewährten Strategien rücken in den letzten Jahren auch weniger bekannte Ansätze in den Fokus. Einige davon klingen ungewöhnlich, verdienen aber einen zweiten Blick:

Neurofeedback - Training fürs Gehirn
Beim Neurofeedback lernen Betroffene, ihre Hirnaktivität gezielt zu beeinflussen. Sensoren messen elektrische Signale im Gehirn, die auf einem Bildschirm sichtbar gemacht werden. Ziel ist es, bestimmte Muster zu erkennen und positiv zu verändern, etwa durch Konzentrations- oder Entspannungsübungen. Erste Studien zeigen, dass manche Patienten ihren Tinnitus nach wenigen Wochen als deutlich weniger störend empfinden.

Vagusnerv-Stimulation
Der Vagusnerv ist ein echter Entspannungsnerv. Inzwischen gibt es Therapien, bei denen er gezielt durch leichte elektrische Impulse (z. B. am Ohr) stimuliert wird. Diese Methode befindet sich noch in der Erforschung, zeigt aber besonders bei chronischem, stressbedingtem Tinnitus Potenzial.

Klangkissen fürs Einschlafen
Schlafen mit Tinnitus ist oft eine Herausforderung. Hier helfen sogenannte Klangkissen, das sind Kopfkissen mit eingebauten, kaum hörbaren Lautsprechern. Sie geben leise Naturklänge oder Musik ab, die nur für Sie hörbar sind. Das entspannt und lenkt vom Ohrgeräusch ab, ohne den Partner zu stören.

Tinnitus ist behandelbar - auch wenn er bleibt

Ein Wundermittel gegen Tinnitus gibt es nicht. Aber es gibt viele Möglichkeiten, mit ihm besser, ruhiger und entspannter zu leben. Entscheidend ist, das Ohrgeräusch weder zu dramatisieren noch zu bagatellisieren. Wer aufmerksam bleibt, erkennt oft Zusammenhänge.

Wichtig ist auch der Mut, sich Unterstützung zu holen. Viele Fachpraxen für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder Hörakustik sind heute gut auf das Thema eingestellt. Besonders, wenn der Tinnitus noch relativ neu ist, können gezielte Massnahmen das Gehirn schnell wieder auf ruhigere Bahnen lenken. Auch Gespräche mit anderen Betroffenen, ob im direkten Austausch oder in Online-Foren, helfen dabei, sich nicht allein zu fühlen mit dem inneren Lärm.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass der Ton in Ihrem Ohr längst zu viel Raum im Leben einnimmt, ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, etwas zu verändern. Oft genügt ein erster Schritt und die Stille wird wieder erträglicher. Vielleicht nicht komplett still. Aber deutlich friedlicher.


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