Verlust von Nähe: Wenn Berührungen plötzlich fehlen

Der Verlust von Nähe trifft viele Paare ab 50. Erfahren Sie, warum das nicht das Ende der Beziehung ist und wie Sie Zärtlichkeit neu entdecken.
Verlust von Nähe: Wenn Berührungen plötzlich fehlen
Entfremdung (Bild: iStock)

Verlust von Nähe - wenn die Vertrautheit langsam schwindet

Oft passiert es still, gänzlich unbemerkt von beiden Partnern: ohne Streit, ohne eine Beziehungskrise. Dennoch ist er plötzlich da: ein unerklärlicher Abstand in der Beziehung. Früher war es selbstverständlich, sich beim Fernsehschauen aneinanderzukuscheln und sich zur Begrüssung zu küssen. Heute bleibt es bei einem höflichen und zugleich förmlichen, ja nahezu emotionslosen "Hallo".

Der Verlust von Nähe in einer langjährigen Beziehung beginnt unauffällig - und genau darin liegt die Gefahr.

Gerade in der zweiten Lebenshälfte, wenn die Kinder das Haus verlassen haben und der Alltag sich verändert, sollte mehr Raum für Zweisamkeit entstehen. Viele Paare berichten indes das Gegenteil: Die körperlichen Zuwendungen nehmen ab, Berührungen werden seltener, manchmal wirken sie gar mechanisch.

So stellen sich viele Betroffene die bange Frage: "Sind wir eigentlich noch ein Paar oder ein Team, das den Alltag verwaltet?"

Zärtlichkeiten und körperliche Nähe sind jedoch kein Luxus, sondern ein Grundbedürfnis. Beides vermittelt ein Gefühl von Sicherheit, Verbindung und Zugehörigkeit. Studien belegen, dass Menschen, die regelmässig berührt werden, gesünder, entspannter und zufriedener sind.

Der Grund dafür ist, dass der Organismus bei körperlicher Nähe das sogenannte "Kuschelhormon" Oxytocin ausschüttet. Dieser Botenstoff fördert zwischenmenschliches Vertrauen und wirkt den gesundheitsschädlichen Stresshormonen wie Adrenalin entgegen.

Wann wird der Verlust von Nähe gefährlich?

Nicht jedes ruhige Wochenende ohne Berührungen ist ein Alarmsignal. Aufmerksam werden sollten Sie, wenn sich bestimmte Muster über mehrere Wochen und Monate wiederholen.

Zu den Warnsignalen, die auf einen echten Näheverlust hindeuten, zählen:

  • Körperkontakt wird vermieden und/oder wirkt angespannt.
  • Gespräche beschränken sich auf Allgemeines und Organisatorisches, die Beziehung wird ausgespart.
  • Intimität und auch kleine Zärtlichkeiten bleiben aus
  • Gemeinsame Rituale wie ein Kuss zur Begrüssung nach der Arbeit fallen weg.
  • Sie fühlen sich innerlich allein.

Wenn sich diese Distanz für Sie "normal" anfühlt, obwohl Sie unter ihr leiden, dann sollten Sie handeln - denn Nähe stirbt nicht plötzlich, kann aber unbemerkt verkümmern.

Verlust von Nähe ohne Schuldzuweisungen ansprechen

Ein offenes und ehrliches Gespräch über die Beziehungssituation ist meist der erste Schritt zu mehr Nähe. Doch dies fällt vielen Paaren schwer, besonders nach Jahrzehnten des Zusammenseins. Der Grund dafür ist, dass viele Menschen annehmen, dass die Kommunikation nach einem so langen Zeitraum hauptsächlich auf nonverbaler Ebene abläuft.

Das Problem: Die Partner gehen jeweils für sich davon aus, dass das Gegenüber die eigenen Wünsche und Bedürfnisse auch dann kennt, wenn sie nicht geäussert werden. Diese Kommunikationsarmut bildet die Grundlage für Missverständnisse und Entfremdung.

Hinter dem Verlust von Nähe stecken oft Unsicherheit, ein verändertes Selbstbild und mitunter auch gesundheitliche Gründe. Deshalb sollten Sie unbedingt vermeiden, in eine vorwurfsvolle Haltung zu verfallen.

Ein Erfolg versprechendes Gespräch über den beobachteten Näheverlust sollte in einem ruhigen Moment ohne Ablenkung stattfinden. Es empfiehlt sich, in der Ich-Form zu sprechen, um Schuldzuweisungen zu vermeiden. Ebenso ist es ratsam, Raum für Stille zu lassen und keine sofortigen Antworten zu erwarten.

Wichtig ist, dass Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin aufmerksam zuhören: nicht, um sogleich zu antworten, sondern um zu verstehen. Auf diesem Weg erkunden Sie die Ursachen des ungewollten Näheverlustes und bilden die Grundlagen für Lösungen, die beiden Seiten guttun.

Zärtlichkeit neu entdecken - kleine Schritte mit grosser Wirkung

Der Weg zurück zu mehr Nähe ist selten ein emotionaler Neuanfang unter Tränen: In den meisten Fällen reicht es, sich der eingefahrenen Muster bewusst zu werden und sie mit kleinen Gesten zu durchbrechen.

Ideen für mehr Nähe in der Beziehung sind etwa:

  • tägliche Rituale im Alltag wie ein Kuss vor dem Einschlafen oder eine kurze Umarmung beim Nachhausekommen
  • Bewegung zu zweit, etwa gemeinsames Tanzen, Wandern oder Yogaübungen
  • sanfte Berührungen bei Gesprächen
  • Zweisamkeit durch feste Zeiten einplanen, ohne TV, Smartphone und andere Medien, die Sie ablenken

Wenn Unsicherheiten bestehen bleiben oder Gespräche immer wieder ins Stocken geraten, kann eine Paarberatung hilfreich sein. Gerade in langjährigen Beziehungen fällt es oft schwer, festgefahrene Muster selbst zu erkennen oder zurückliegende emotionale Verletzungen offen anzusprechen.

Ein Coach oder Paartherapeut bringt seine neutrale Sichtweise von aussen ein, stellt die richtigen Fragen und schafft einen geschützten Raum, in dem beide Partner ihre Sichtweisen einbringen können, ohne sofort in Rechtfertigungen oder Vorwürfe zu verfallen. So lassen sich Missverständnisse klären, unausgesprochene Bedürfnisse entdecken und neue Wege zu mehr Nähe im Beziehungsalltag finden.


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