Hilfe, warum muss ich Single bleiben!

Meine Freundin Rosa ist ganz geknickt. Seit einigen Monaten ist sie bei diversen Singlebörsen auf Partnersuche – ohne sichtbaren Erfolg.
Andrea Micus
50 PLUS Kolumnistin Andrea Micus

Mittlerweile klingt sie mutlos. Es fallen Sätze von „Mich will keiner“ bis „Was mache ich bloss falsch?“ Unsere Kolumnistin über die schwierige Partnersuche.

Meine Freundin ist Anfang 60, hübsch, fröhlich, intelligent. Sie führt ein kleines Geschäft, hat viel mit Menschen zu tun und war immer positiv. Neuerdings wirkt sie etwas verbissen und erzählt mir, dass alle Männer lügen und gar nicht mehr mit Frauen ab 50 leben wollen.

Ähnlich wie ihr geht es meinem Kollegen Frank. Er ist Anfang 50, geschieden, beruflich erfolgreich und wünscht sich sehnlichst eine Partnerin. Auch er ist seit langem online aktiv und klagt, dass Frauen nicht mehr bindungsfähig sind. „Sie drehen sich nur um sich selber. Für einen Mann ist gar kein Platz in ihrem Leben“, glaubt er.

Woran liegt’s, dass Partnersuche vielen Menschen unmöglich erscheint?

Ich habe in den letzten Jahren viele Männer und Frauen bei der Partnervermittlung begleitet und eines beobachtet: sie sind festgefahren! Alle malen sich ein ganz konkretes Bild vom neuen Lebenspartner. Grösse, Haarfarbe, Figur, Beruf – man weiss ja ab 50plus ganz genau, was man will. 

„Ich mag nur Männer über 1,80“ glaubt Rosa und Frank möchte nur eine Frau mit blonden Haaren.

Dazu kommen klare Vorstellungen vom Hobby, dem Wohnort, dem bevorzugten Urlaubsort. „Ich reise nur an die  Ostsee“, sagt mir Rosa. „Und ich interessiere mich nur für eine Frau, wenn sie wie ich aus Köln kommt“, meint Frank. Und beide sagen das so unbekümmert, dass ihnen gar nicht bewusst ist, wie sie sehr sich damit einschränken. 

Liebe Partnersuchende, ein Einkauf im Supermarkt ist leicht. Man weiss, was einem schmeckt und greift ins Regal. Mit der Liebe klappt das nicht! Und Sie sind auch keine 15 mehr! Damals in der Schulzeit kam der Schwarm in der Regel aus derselben Schule. Aber jetzt, im erfahrenen Alter, darf man ruhig etwas aufgeschlossener sein und über den berühmten Tellerrand hinaussehen.

Wir bereisen die Welt, bestellen uns selbstverständlich Kleider und Technik im Ausland, nehmen an internationalen Online-Konferenzen teil und essen beim Mongolen. Aber wenn es um die Neue Liebe geht, mit der wir leben möchten, sind wir eingeschränkt, wie es früher nicht mal unsere Grosseltern waren. Plötzlich sind wir unbeweglich, intolerant und engstirnig. Entdecken wir bei einem Online-Profil ein ungewöhnliches Hobby, das uns nicht behagt, klicken wir gleich den ganzen Menschen weg. Wir mögen nichts Neues und möchten uns auf keinen Fall aus der Komfortzone bewegen. Am liebsten wäre uns der „Traummann“ im Nachbarhaus, mit einer Vorliebe für das Lieblingsrestaurant, in dem wir auch so gern essen. Bloss keine Veränderungen! 

Nein, so geht das nicht. Liebe gibt’s nicht im Kaufhaus und die Schulzeiten sind vorbei. Dazwischen lagen Jahrzehnte geballtes Leben mit vielen Unbekannten und gewaltigen Hürden. Man hat das alles mutig und forsch gemeistert. Und so sollte man auch an die Partnersuche gehen. Aufgeschlossen und neugierig. Andere Menschen geben neue Impulse, man lernt Neues kennen, entdeckt neue Lebenszuschnitte. Das ist spannend!

Meiner Freundin rate ich, auch mal einen Mann unter 1,80 kennenzulernen und meinem Kollegen empfehle ich, sich  ruhig mal auf ein Date in Düsseldorf einzulassen. Es sind ja nur 45 Kilometer. Das kann man doch wagen, oder?

Ihre Andrea Micus


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